Dienstag, 1. Juli 2014

Heinrichs Reiselust und das liebe Geld


Heinrich will verreisen
Meinem Bruder geht es wieder gut. Die Augenoperation ist geglückt und er sagt jetzt immer wie ein Mantra: "Mit dem Zweiten sieht man besser." Nun schmiedet er Pläne, Reisepläne. Jetzt, wo er wieder alles deutlich erkennen kann, will er die Welt erkunden. Cara hat bereits abgewinkt. Sie hat angeblich kein Geld für eine Reise. Als Heinrich sagte: „Dann versuch’s doch mal mit mehr Arbeit“,  hat das der Stimmung hier gar nicht gut getan. Doch mein Bruder gibt ja nicht so schnell auf. Also hat er sich an ihre Freundin Gina gewandt, mit der er im vergangenen Jahr in Südfrankreich war. Doch auch Gina war nicht begeistert. Sie fliegt zwar in die Toskana, aber auf jeden Fall ohne Heinrich. Das hat ihn hart getroffen. Doch man muss auch Gina verstehen, sie arbeitet immer noch die Kilos vom vergangenen Jahr ab, da Heinrich kein Pardon kannte und sie jeden Abend mit ihm ins Restaurant gehen musste. Da kann man sich doch vorstellen, wie genudelt sie aus Italien wiederkäme.

Doch mein Bruder will unbedingt Sonne und Meer und eine andere Vegetation sehen. Er hat viel Fantasie und träumt nun von Südafrika. Da habe ich ihm erst mal gesteckt, dass die da unten Winter haben. Doch das fand er nicht so schlimm. Er hatte sich eine DVD über Kapstadt und Umgebung angesehen. „Ach, die wundervollen Tiere, das wäre genau das Richtige für mich, Springbock, Strauß und Zebras.“  Es kam mir irgendwie  seltsam vor, dass er nicht die sogenannten Big Five nannte, die ja alle sehen wollen. Und es schwante mir Böses. Er hatte in der letzten Woche nämlich „Das perfekte Dinner“ geguckt. Ich konnte es nicht fassen, aber die Leute haben sich nicht geschämt und Springbock, Strauß sowie anderes einheimisches Getier gegrillt und mit Lust verspeist. Also habe ich Heinrich böse angefunkelt und gemeint: „Du willst doch nur das Besondere, das Exotische und deshalb müssen diese schönen Tiere sterben. Und so was will mein Bruder sein!" Da sah er mich beleidigt an und sagte: „Nun halt mal die Luft an! Ich studiere die Vegetation und es gibt dort genug Pflanzen, die man bestimmt ganz lecker zubereiten kann. Ich schreibe nämlich an einem veganen Kochbuch. Denn vegan ist momentan in.“ Oh nein, nicht er auch noch. Jetzt streiten wir uns schon zu dritt um einen PC. Ich glaube, Heinrich hat recht, Cara muss mehr arbeiten und endlich das Geld für mein Tablet herausrücken.