„Schluss mit Schwarz-Rot-Gold“,
sagte Cara vor ein paar Tagen. Erst dachte ich, sie meine die Sendung mit den
Zollfahndern, die öfters im Fernsehen wiederholt wird. Aber sie meinte diese
beiden, denen es nun an den Kragen geht. Ich war ziemlich verwundert. Da hatte
sie doch diese süßen Hasen seit Ostern aufbewahrt!
Mir war das völlig
entgangen, aber nur weil ich kein Marzipan mag, denn das tragen sie unter ihren
Mäntelchen. Normalerweise finden solche Leckereien auch vor Caras Augen keine
Gnade. Doch man achte auf die Farben! Da
hat sie insgeheim geglaubt, sie hätte zwei Maskottchen für die Fußball-WM,
quasi wie ehemals Krake Paul, nur eben Hasen. Und sie lag damit ja auch
goldrichtig. Doch nun wünscht sie sich wieder ein ganz normales Leben, ohne
Fernsehen, ohne Besuch von Freundinnen, die Mojitos schlürfen und die Nacht zum
Tag machen, als gäbe es kein Morgen mehr.
Mein Kumpel zu Besuch |
Jetzt hat sie genug vom Sport und
damit ist sie nicht allein. Auch mein Kumpel, der Löwe, hat die Nase voll davon und hat mich mal wieder besucht, wie vor zwei Jahren. Da
allerdings wollte er noch unbedingt zur Tour de France. Es war für ihn
Ehrensache, dabei zu sein. Inzwischen ist er es leid, dass er nach jeder Etappe
vom Sieger euphorisch geschüttelt wird. Kann man ja verstehen, er ist
schließlich kein Baum, dem die Früchte wie Zacken aus der Krone fallen sollen. Und
dann noch der Champagner, der im Siegestaumel herhalten muss. Der arme Löwe wird jedes
Mal damit geduscht. Das ist eines Löwen unwürdig und wenn man mich fragt, pure Verschwendung. Da bin ich
übrigens mal mit Cara einer Meinung.
Vielleicht fragen sich einige,
wie mein Kumpel überhaupt zu diesem Job kam, ob er das schon immer gemacht hat. Jetzt werden viele aus
dem Staunen nicht mehr rauskommen, denn eigentlich ist er Banker, auch wenn er
nicht im Armani-Anzug und mit gegeltem Haar daher kommt. Doch früher thronte er
in der Empfangshalle einer Großbank, grüßte majestätisch, war freundlich und
ehrlich zu kleinen und großen Kunden, so wie es sich gehört. Dann lebte er eine Weile nach dem Motto. "J'ai le pouvoir de dire oui" (Ich habe die Fähigkeit, ja zu sagen). Vielleicht hat er da zu oft ja gesagt oder ist zum Jasager geworden. Kann man alles nicht wissen. Nun jedenfalls hat er diese Fähigkeit verloren. Heute
hat er nicht mal mehr die Kraft, nein zu sagen. Und so muss er es sich gefallen
lassen, dass er alle Jahre wieder von Radfahrern durchgeschüttelt wird. Typischer
Fall von Karriereknick, wenn man mich fragt.
Meine großen Zeiten sind vorbei |