Dienstag, 22. Juli 2014

Schluss mit Schwarz-Rot-Gold


Schluss mit Schwarz-Rot-Gold“, sagte Cara vor ein paar Tagen. Erst dachte ich, sie meine die Sendung mit den Zollfahndern, die öfters im Fernsehen wiederholt wird. Aber sie meinte diese beiden, denen es nun an den Kragen geht. Ich war ziemlich verwundert. Da hatte sie doch diese süßen Hasen seit Ostern aufbewahrt! 

Mir war das völlig entgangen, aber nur weil ich kein Marzipan mag, denn das tragen sie unter ihren Mäntelchen. Normalerweise finden solche Leckereien auch vor Caras Augen keine Gnade. Doch man achte auf die Farben! Da hat sie insgeheim geglaubt, sie hätte zwei Maskottchen für die Fußball-WM, quasi wie ehemals Krake Paul, nur eben Hasen. Und sie lag damit ja auch goldrichtig. Doch nun wünscht sie sich wieder ein ganz normales Leben, ohne Fernsehen, ohne Besuch von Freundinnen, die Mojitos schlürfen und die Nacht zum Tag machen, als gäbe es kein Morgen mehr. 

Mein Kumpel zu Besuch
 
Jetzt hat sie genug vom Sport und damit ist sie nicht allein. Auch mein Kumpel, der Löwe,  hat die Nase voll davon und hat mich mal wieder besucht, wie vor zwei Jahren. Da allerdings wollte er noch unbedingt zur Tour de France. Es war für ihn Ehrensache, dabei zu sein. Inzwischen ist er es leid, dass er nach jeder Etappe vom Sieger euphorisch geschüttelt wird. Kann man ja verstehen, er ist schließlich kein Baum, dem die Früchte wie Zacken aus der Krone fallen sollen. Und dann noch der Champagner, der im Siegestaumel herhalten muss. Der arme Löwe wird jedes Mal damit geduscht. Das ist eines Löwen unwürdig und wenn man mich fragt, pure Verschwendung. Da bin ich übrigens mal mit Cara einer Meinung.  

Vielleicht fragen sich einige, wie mein Kumpel überhaupt zu diesem Job kam, ob er das schon immer gemacht hat. Jetzt werden viele aus dem Staunen nicht mehr rauskommen, denn eigentlich ist er Banker, auch wenn er nicht im Armani-Anzug und mit gegeltem Haar daher kommt. Doch früher thronte er in der Empfangshalle einer Großbank, grüßte majestätisch, war freundlich und ehrlich zu kleinen und großen Kunden, so wie es sich gehört. Dann lebte er eine Weile nach dem Motto. "J'ai le pouvoir de dire oui" (Ich habe die Fähigkeit, ja zu sagen). Vielleicht hat er da zu oft ja gesagt oder ist zum Jasager geworden. Kann man alles nicht wissen. Nun jedenfalls hat er diese Fähigkeit verloren. Heute hat er nicht mal mehr die Kraft, nein zu sagen. Und so muss er es sich gefallen lassen, dass er alle Jahre wieder von Radfahrern durchgeschüttelt wird. Typischer Fall von Karriereknick, wenn man mich fragt.     
Meine großen Zeiten sind vorbei