Die
vergangenen dunklen Novembertage haben
mich ganz krank gemacht. Ich saß nur noch traurig in der Ecke und hatte zu
nichts mehr Lust. Alles fing damit an, dass Rapunzelchen ihre Haare, also ihre
Wurzeln, verlor. Nicht alle, aber es sah schon ganz schön schlimm aus und ich hatte Angst, sie müsse bald sterben.
Rapunzel verliert ihr Haar |
Ich hatte mich doch so um sie gekümmert und dachte, nun ginge es aufwärts, sie würde prachtvoll schöne Blüten bekommen. Nun das. Das war mir furchtbar auf den Magen geschlagen. Nichts schmeckte mir mehr. Ich hatte Angst, ich würde immer mehr abnehmen und eines Tages wie der Suppenkasper enden. Ich weiß, das kann sich niemand vorstellen, einen abgemagerten Zottel. Doch ich fürchtete das Schlimmste. Cara wohl auch, denn sie überließ mir ihren PC. Donnerwetter! Doch ich saß nur da und starrte auf die Tastatur und wusste nicht, was ich schreiben sollte.
Am
Freitag hat mich dann mein Freund Fritz zum Lachsessen eingeladen. Es war mir
peinlich, aber ich konnte nur ein kleines Stückchen verdrücken. Hatte einen
dicken Kloß im Hals. Ich hoffe, er ist nun nicht böse mit mir. Jetzt noch einen
Freund zu verlieren, wäre schrecklich.
Cara hat sich dann heute in die Küche gestellt und Muffins gebacken, Schokomuffins, meine Lieblingssorte. Es duftete köstlich und ich bekam tatsächlich Lust auf die kleinen süßen Dinger. Doch dann, als ich mit der Kuchengabel beherzt in den Muffin stach, floss lauter Schokolade heraus. Solch ein Schoko-Malheur, nein! Schon war mir der Appetit vergangen. Als Cara das bemerkte, haute sie auf den Tisch, dass die Kuchengabel tanzte. "So, jetzt reicht es mir!" Dann stopfte sie mich unsanft in ihre Ist-alles-egal-Tasche, dass mir ganz mulmig wurde.
Dabei riss sie noch einen Stapel Unterlagen vom Schreibtisch und schimpfte: "Ich muss hier raus, aus der Hütte, aus dieser Bruchbude, in der es zugeht wie in einem Irrenhaus! Jetzt wird geshoppt." Na, was denn nun, Bruchbude, Hütte oder Klapse? Bei dem Wort shoppen bin ich allerdings zusammengezuckt. Denn meine Befürchtung war, dass es jetzt zu Douglas geht. Und mit dem Laden verbinde ich nichts Gutes, gerade jetzt nicht in der Vorweihnachtszeit. Erst wurden wir im Lichterglanz begrüßt, dann haben sie mir meinen Zwillingsbruder Heinrich genommen und zu guter Letzt landete ich auf der Straße.
Ich hab Sehnsucht nach Heinrich |
Doch der Laden, den Cara ansteuerte, hieß Butlers.
Da ging es mir gleich schon viel besser. Ein Buttler, das wäre toll, der mir
morgens das Frühstück am Bett serviert und höflich fragt: „Darf ich dem Zottel
noch etwas anderes bringen?“ Ich würde dann sagen: „Ja, so ein kleines
Stückchen von der Mint-Schokolade, die ich immer nach acht Uhr zu nehmen
pflege.“ Und er würde sich dann leicht verbeugen und antworten: „Sehr wohl, wie
Zottel wünschen.“ Doch bei Butlers gab es gar keine Buttler, sondern festlich gedeckte
Tische und Weihnachtsdekoration, so weit das Auge reicht. Cara hat mich
zwischen all die bunten Kugeln und glitzernden Rentiere gestellt. Das war so
schön, ich war begeistert und hätte den ganzen Tag dort verbringen können.
Doch nach einer Weile wollte sie wieder zurück nach Hause in ihre Bruchbude und
sagte zu mir: „Such dir den schönsten Baumschmuck aus. Dann können wir uns
jetzt schon auf Weihnachten freuen.“ Es ging ganz schnell. Ich habe diesen Frosch
genommen. So grimmig wie der guckt, ist ihm auch der November auf den Magen
geschlagen.