Samstag, 20. April 2013

Im Supermarkt ist es super


Zottel hat die Sonne genossen
Vielleicht haben sich einige meiner Leser gewundert, dass ich so lange nichts Neues berichtet habe. Nein, mir sind nicht die Themen ausgegangen, aber ich habe gechillt, die Sonne genossen und bin auch mal ausgegangen. Wer jetzt die Vorstellung hat, ich sei ins Theater oder in ein feines Restaurant gepilgert, der irrt. Solche Ausflüge überlasse ich Cara und ihren Freundinnen. Mein Ausflug führte mich in einen Supermarkt. Doch auch das geschah nicht ganz freiwillig.

Ich hatte mich morgens über den Honig beklagt, der mir vor die Nase gesetzt wurde. Dazu ist zu erklären, dass  ich etwas schlechte Laune hatte, weil mich mein Freund Fritz so lange nicht zu einem leckeren Lachsessen eingeladen hat. Und da habe ich meine üble Stimmung auf den Honig übertragen. Das kam nicht gut an und schon hörte ich: “Ach nee! Cara, ihm schmeckt’s nicht, heißt heute wohl das Motto. Das hat mir gerade noch gefehlt.“ Dann wurde ich recht ruppig in eine Tasche gestopft und Cara ließ ihrem Unmut weiter freien Lauf: „So, nun gehen wir genau den Honig kaufen, der dir genehm ist und zukünftig suchst du dir die Sorte selbst aus. Ich kann das Genörgel nicht mehr hören.“

Da ich noch nie einen Supermarkt von innen gesehen hatte, habe ich große Augen gemacht, als ich mir vom Hochsitz des Einkaufswagens aus einen Rundumblick verschaffte. Cara steuerte als erstes das Regal mit den Marmeladen und Honigsorten an, brachte das Wägelchen abrupt zum Stehen, sodass ich fast hineingefallen wäre, und sagte: „ So, jetzt gebe ich dem Gourmet genau zwei Minuten Zeit, sich seinen Honig auszusuchen.“ Ich gestehe, das war keine einfache Aufgabe. Erst einmal fing ich an, all die unterschiedlichen Honiggläser zu zählen. Als ich bei 25 war, hieß es: “Noch 30 Sekunden.“  Da hattte ich aber erst die Hälfte aller Sorten gezählt. Ich übertreibe nicht, da standen tatsächlich so viele unterschiedliche Gläser. Wie sollte ich mich da entscheiden? Also habe ich den Honig genommen, der sonst auch immer auf dem Frühstückstisch steht. Da weiß man schließlich, was man hat.  

Cara grinste blöd und fuhr jetzt in etwas gemäßigterem Tempo zu den Essigsorten. Beim Balsamico-Essig blieb sie stehen. Du meine Güte, auch dort viele unterschiedliche Flaschen, aber dennoch kein Vergleich zum Honigsortiment. Ich habe still bis 90 gezählt und dann laut gesagt: „Du hast jetzt exakt noch 30 Sekunden.“ Das hat Cara gar nicht beeindruckt, so vertieft war sie in die Beschreibungen auf den Flaschen. Endlich hatte sie sich entschieden und warf abschließend noch zwei von den kleinen Plastikflaschen mit dem eingedickten Balsamico-Essig in den Wagen. Ich glaube, die waren ihr das Wichtigste, denn damit verunziert sie immer die Teller. 

Nichts geht ohne Balsamico
So geschah es auch neulich, als Cathy und Mike zu Besuch kamen und das sind wirkliche Gourmets. Es wurde eine Daube provençale aufgetischt. Das ist die französische Variante unseres Gulaschs, nur falls es jemand nicht weiß. Dazu gab es Julienne-Gemüse, das wohl nach einer französischen Köchin benannt wurde. Jedenfalls vermute ich das. Und diese feinen, schlanken Karotten wurden dann – oh Graus – mit dem Balsamico aus der Plastikflasche bespritzt. Das hat sie wohl aus irgendeiner Koch-Show. Die kleckern ja auch immer mit dem Zeug herum. Zu dem Essen gab es natürlich Baguette. Das liebe ich sehr, da darf man nach Herzenslust auf der Tischdecke herumkrümeln und erntet keine bösen Blicke. Ich finde, die Franzosen sind beim Essen viel entspannter. 

Und dann kam das Finale, der Nachtisch, worauf sich immer alle sehr freuen.  Cara hatte auf einem grünen Teller je eine Kugel Schokoladeneis und Vanilleeis angerichtet. Damit macht man nie was verkehrt, denn es sind der Deutschen Lieblingssorten. Dazu legte sie in Fächerform noch einige Cigarettes russes aus Hippenteig, der übrigens seinen Namen zu Recht trägt, so hipp wie er ist. Es sah wirklich sehr schön aus. Doch dann    ich mag mich gar nicht daran erinnern –  kam das Grauen, und zwar aus einer dieser Balsamico-Flaschen. Cara zeichnete eine Schlangenlinie auf jeden Teller, legte den Kopf schief und betrachtete sichtlich angetan ihr Werk. Ich konnte nun nicht mehr still sein und sagte: „Das kannst du denen nicht so vorsetzen, die halten das für Schokolade und wenn sie es essen, wird ihnen schlecht.“ Sie war nicht umzustimmen und meinte: „Zottel, das isst man jetzt so, zusammen mit dem Eis ist das eine geschmackliche Offenbarung.“ – „Nein, Cara, das ist keine Offenbarung, das ist schlicht Essig.“ 

Montag, 8. April 2013

Der Bär hat seine Schuldigkeit getan, der Bär kann geh’n


Gestern sagte Cara zu mir, wir sollten doch endlich mal meinen Schokoladenbären essen, den ich zu Weihnachten bekommen habe. Seine Zeit sei gekommen. Dabei tippte sie so lange mit dem Zeigefinger auf das Verfallsdatum, bis es nicht mehr zu lesen war.  

Ich hatte schon Appetit auf was Süßes. Doch stand mir nicht der Sinn danach, dem armen Bären das Ohr abzubeißen. Er hat doch wie ich auch ein Herz, und das auf dem rechten Fleck. Da habe ich Skrupel. Nenne man mich ruhig sentimental! 


Ich erinnere mich noch daran, wie es dem armen Osterhasen im letzten Jahr ergangen war. Auf jeden Fall habe ich meine Gefühle und vor allem meine Gier im Griff, was man nicht von allen behaupten kann.

Cara hat nur den Kopf geschüttelt, tief eingeatmet und dann das Haus verlassen. Keine Viertelstunde später war sie wieder da, mit zwei Tafeln dieser quadratischen Schokolade in der Hand, die einem weismachen will, dass man Sport treibe, wenn man sie isst. Nun ja, Cara hat in den Alpen mit der Vollmilch-Tafel Sport gemacht, indem sie sich genüsslich und langsam Stück für Stück in den Mund schob. Danach hat sie die Zartbitter-Tafel von allen Seiten angesehen, als ob sie das Kleingedruckte auswendig lernen wollte. Schließlich hat sie mir das dunkelbraune Quadrat lächelnd rübergeschoben. Danke, Cara, nicht nur die Schokolade, auch die Botschaft ist angekommen!

Dienstag, 2. April 2013

Der gute Ruf, Wiedergutmachung und Nougateier


Meine Leser haben sich bestimmt gewundert, dass ich am Wochenende nichts geschrieben habe. Ja, Zottel hat sich ausgeruht, schließlich machen das alle anderen auch so und ich gebe hier nicht den Osterhasen. Der musste natürlich ran, schlimmstenfalls durch den dicken Schnee hoppeln. Kann man nichts machen, lieber Hase, mein Mitgefühl ist begrenzt, Berufsrisiko. Man muss sich eben den richtigen Job aussuchen.

Falls jetzt einige Leser denken: Wie ist denn Zottel heute drauf? Kein Hauch von Empathie, das kennen wir ja gar nicht von dem smarten, liebenswerten Bären. Da kann ich nur sagen, ich bin nicht bester Zottellaune. Cara hat es verbockt, und da half es auch nichts, dass es eine riesige Portion allerfeinster Schokoladeneier gab, vor allem mit Nougat. Denn ich liebe dieses süße Zeug wie kein anderer (nur wie eine andere, aber deren Namen verrate ich nicht). Doch man kann nicht immer alles mit Geschenken wiedergutmachen. Schließlich hat Cara meinen guten Ruf zerstört.

Das kam so. Ich hatte mich ja schon mal auf die Web-Seite der Klinik Paraplüsch verirrt. In dieser Anstalt werden gestörte, misshandelte Kuscheltiere therapiert. Nun suchen sie nach neuen Therapieansätzen, wie solch ein armes Plüschopfer wieder aus seiner Seelenqual herausfindet. Man hilft ja gern, wenn man kann. Also habe ich schnell aufgeschrieben, dass mir das Bloggen hilft, dass ich dabei alles um mich herum vergesse, selbst mein schweres Trauma, den Verlust meines Zwillingsbruders. Cara sollte nun den Text lektorieren und hochladen, zusammen mit einem Foto von mir. Also, das mit dem Foto hat gut geklappt. Aber der Text… Wenn man nicht alles selbst macht! Es ist ein dicker Fehler drin und der Text ist unvollständig. Das Allerschlimmste aber, die Blogadresse ist nicht korrekt. Mit einem einzigen Klick hat sie mein Renommee in Grund und Boden gestampft. Und ich habe ein Jahr gebraucht, um Leser zu gewinnen, die meine Blogbeiträge schätzen.

Da hat es auch nichts genützt, dass sie mir Artikel von anderen Bloggern und Textern gezeigt hat, die auf irgendwelchen Seiten etwas veröffentlichen, das voller Fehler ist. Oder Geschreibsel von Autoren, die sich nicht ausdrücken können. Mit solchen Leuten vergleiche ich mich doch nicht! Und was ich ganz besonders hasse, ist der leichtfertig dahingeworfene Spruch: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich's  gänzlich ungeniert.