Mittwoch, 11. April 2018

Zottel erklärt: Time to say goodbye


Zottel und der Winterschlaf

In diesem Jahr habe ich sehr, sehr lange Winterschlaf gehalten. Um ehrlich zu sein, es kam mir gerade recht. Ich wollte nur meine Ruhe haben. Zwischendurch habe ich zwar ab und zu die Augen geöffnet, aber draußen sah ich nur den grauen Himmel und merkte, dass es kalt war. Warum dann aufstehen und in wilden Aktionismus verfallen? 

Nur das Freiburger Bärle fand die Kälte und den Schnee nicht schlimm, im Gegenteil. Aber er ist ja auch ein Eisbär.
Er strahlte und redete, während ich weiter schlafen wollte. Irgendwann hat es mir gereicht und ich habe ihn angefaucht: „Halt die Klappe, ich will meine Ruhe haben!“ Das ist sonst nicht meine Art, gleich so aggressiv zu reagieren, und ich wusste nicht, warum mir das in letzter Zeit öfters passierte.

Als mich Cara nämlich zu Ostern weckte, damit ich es nicht verpasste, war ich richtig hässlich zu meinem Bruder, als er voller Begeisterung ausrief: „Oh, es ist bald Ostern, wie schön! Ich schaue gleich mal in meinen Kochbüchern nach, was wir zum Fest Leckeres essen können.“ Da sind die Pferde mit mir durchgegangen: „Du mit deinem Koch-Fimmel. Obsessiv ist das! Wenn du überhaupt verstehst, was das bedeutet“, schob ich noch nach. Heinrich guckte mich verdutzt und  ein bisschen traurig an und schwieg. Ich hatte ihn gekränkt.
Mein Bruder ist verstört
Auch zu Pauli war ich nicht nett. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Blumen zu dekorieren, denn auch das gehört zu Ostern. Eigentlich müsste man ihn dafür loben, aber ich konnte nicht anders und musste ihn anpampen: „Ach, glaube nur nicht, dass du was Besonderes tust. Ich habe schon versucht, die Sprache der Pflanzen zu verstehen, da gab es dich hier noch gar nicht. Werde dir klar darüber, du spielst in der zweiten Liga, mein Lieber.“ Er war ziemlich zerknirscht. Das mit der zweiten Liga hätte ich mir wirklich verkneifen sollen.  
Pauli, die rote Laterne und die 2. Liga
Cara hatte mitbekommen, dass es hier ziemlich laut zuging und sagte mit ernster Miene: „Zottel komm doch mal bitte zu mir.“ Also tapste ich – nichts Gutes ahnend – zu ihr in die Küche. Sie schloss  die Tür und ich dachte, nun wolle sie mir die Leviten lesen, denn es war mir durchaus bewusst, dass ich zu den anderen sehr hässliche Dinge gesagt hatte. Doch sie strich mir nur liebevoll über mein zotteliges Haar. Das war neu. Sie streichelt sonst nur Hunden über den Kopf. Dann schaute sie mir tief in die Augen und fragte, als ob sie Kreide gefressen hätte: „Was ist wirklich los? Was ist dein Problem?“ Da sie noch nie so sanft mit mir gesprochen hatte, rückte ich mit der Sprache raus. „Ich habe keine Lust mehr zu bloggen. Auf der anderen Seite weiß ich aber auch nicht, was ich sonst tun soll. Ich denke und denke und finde keine Lösung. Und es wird immer schlimmer. Deshalb habe ich auch so lange Winterschlaf gehalten. Im Grunde war ich gar nicht müde, nur traurig.“ – „Ach ja“, seufzte Cara und stellte mir eine kleine Schüssel mit Honigbonbons hin, während sie sich selbst einen Wein einschenkte. „Zottel, wir sitzen im selben Boot. Ich bin auch nicht mehr zufrieden mit dem, was ich tue, und bin auf der Suche nach irgendwas.“ 

Da war ich erstaunt und so erleichtert, dass ich vor lauter Übermut fragte: „Auf der Suche nach irgendwas oder nach irgendwem?“ Dabei schaute ich sie an wie Tom Selleck in der Rolle als Magnum. Diesen zwinkerndenBlick habe ich nämlich drauf. Nur die Frage hätte ich mir besser verkneifen sollen, denn nun kam wieder die alte aufbrausende Cara zum Vorschein. „Wenn ich sage auf der Suche nach was, dann bedeutet das, dass ich eine neue Tätigkeit suche, für die ich brenne. Das heißt nicht, dass ich auf der Suche nach Mr. Right bin, denn den sucht man nicht – weder auf Tinder, noch auf Parship oder beim Speed-Dating – sondern den findet man rein zufällig und dann sagt es Bäm!“ 

Dass es Bäm sagen muss, wusste ich nicht, aber ich lerne gern dazu. Nur jetzt ließ ich Cara erst mal einen großen Schluck Wein trinken, der zwar meiner Meinung nach bei weitem überschätzt wird, aber  immerhin erhitzte Gemüter beruhigt. Und das war jetzt nötig, damit unser schönes Gespräch wieder ruhig und sachlich werden konnte. Nachdem sie ihr Glas geleert hatte, sagte ich zu ihr: „Cara, lass uns doch gemeinsam danach suchen, wofür wir brennen. Das ist doch eine coole Idee, oder?“ Sie wurde auch gleich wieder versöhnlich und lenkte strahlend ein: „Ja,  Zottel, das machen wir. Wir machen uns gemeinsam auf die Suche. Doch eines solltest du auf jeden Fall vorher tun, nämlich deinen Lesern sagen, warum du aufhörst zu bloggen. Schließlich haben dich einige in ihr Herz geschlossen.“ – „Und viele haben mich gar nicht gelesen“, ergänzte ich, denn das hatte mich schon etwas gekränkt. Doch Cara hatte Recht, ich kann nicht einfach so verschwinden und muss meinen Lesern auf Wiedersehen sagen.

Und das tue ich hiermit und danke euch von ganzem Herzen für eure Treue. Ihr seid wunderbar und ich liebe euch. Sollte ich eines Tages doch wieder Lust zum Bloggen bekommen, dann würde ich mich freuen, wenn ihr hier wieder lest. Bis dahin mache ich mich mit Cara auf die Suche nach irgendwas, für das wir brennen.
Mein Herz blinkt für euch