Sonntag, 8. Dezember 2013

Zottel und Heinrich machen sich nützlich


Nun ist es zu spät, alle Jobs sind schon vergeben. Wovon ich spreche? Ich wollte Page werden. Nein, nicht bei einem Hotel, sondern in Hamburgs exklusiver Einkaufsstraße Neuer Wall. Leider weiß ich erst seit gestern, dass man sich auf diese Weise nützlich machen kann. Man trägt den Kunden die Einkaufstüten zu ihren Autos, macht ein nettes Gesicht und hat was Gutes getan. Quasi eine Pfadfinderleistung. Nur mal so als Beispiel: Wenn eine Dame als Weihnachtsgeschenk für ihren Gatten eine teure Uhr auswählen musste - und wer die Wahl hat, hat bekanntlich die Qual - dann ist sie vielleicht zu erschöpft, um das Paket zum Auto zu tragen. Kann man irgendwie verstehen, oder? Dann käme ich ins Spiel, in einer eleganten Pagenlivree. Da wäre ich in meinem Element, könnte ein paar aufmunternde Worte zu der Dame sagen und mir nichts, dir nichts wären wir bei ihrem Wagen, in dem ich ihre Tüte sorgsam verstauen könnte. Zum Abschluss noch ein unvergesslich charmantes Lächeln von mir und dann tschüss. Winken zum Abschied wäre aber wohl nicht angemessen.

Cara hat nur mit dem Kopf geschüttelt, als ich ihr davon erzählte, und meinte, ich solle mir das nicht so einfach vorstellen, da gäbe es viel zu schleppen und außerdem würden sie mich für den Job nicht nehmen. Sie hat wohl noch nie was von Bärenkräften gehört! Und außerdem wertet  ein Teddy diesen Service auf. Sie sollte mehr lesen, dann wüsste sie das. Denn eine schlaue Journalistin schrieb, für diese Weihnachten gelte: Der Teddy bleibt. Das Rentier rennt uns also nicht den Rang ab. Wäre auch noch schöner!

Wir wollen uns nützlich machen und Gutes tun
Ich habe von meiner Idee auch Heinrich erzählt. Das wäre doch eine tolle Show, zwei Bären die gleich aussehen, treten als Pagen auf. Er sagte nur: „Ich mache zwar vieles, aber nicht alles. Zum Dienen bin ich nicht geboren.“ Diese Worte von meinem Zwillingsbruder, ich fasse es nicht! Das ist sicher der Einfluss von Jens und dessen Familie, bei der er jahrelang gelebt hat. So was prägt. Ich habe mal vorsichtig nachgefragt, ob er sich vorstellen könne, überhaupt etwas Gutes und Nützliches zu tun. Er guckte mich an, als hätte ich ihn für faul und dumm erklärt. Natürlich könne er das. Und dann kam, womit ich hätte rechnen müssen. Er würde gern kochen. Klar bei ihm dreht sich alles ums Essen. Zusammen mit den Leuten von der Hamburger Tafel würde er gern Kindern und Erwachsenen beibringen, wie ein gesundes, einfaches Essen zuzubereiten ist. Kaum hatte er das ausgesprochen, schon kramte er Caras Kochbücher hervor. Nun sitzt er bereits den ganzen Tag da, liest und sucht nach preiswerten, aber leckeren Rezepten. 
Heinrich sucht nach Rezepten
 
Engelchen scheint es zu gefallen, denn es weicht nicht von seiner Seite. Mir gefällt es auch. Ich will ja nichts sagen, aber ich glaube, erst mit meiner Frage habe ich ihn auf diese Idee gebracht.

Samstag, 30. November 2013

Ich bin ungeduldig und will bloggen


Die ganze letzte Woche durfte ich nicht an den PC. Es war eine Strafe, obwohl ich gar nichts Böses getan habe. Nun laufen mir die Leser weg, denn wer nicht regelmäßig bloggt, wird uninteressant. Doch Cara hatte Arbeit, und das nicht zu knapp. Das kann aber auch mal zu viel werden. Und ich sollte recht behalten. Sie hielt Selbstgespräche und redete wirres Zeug. Viele Zahlen hat sie gemurmelt und gejammert: "Aber es muss gehen, andere machen es doch auch". Dann trommelte sie mit den Fingern den Radetzky Marsch auf den Schreibtisch. Das hat wohl geholfen, denn plötzlich triumphierte sie: "Siehste, geht doch!“ Was aber meinte sie nur mit diesen Zahlen? Also die Lottozahlen waren es nicht, die gehen nur von 1 bis 49, diese jedoch waren größer. Sie hat mir auch nichts verraten. Das fand ich unfair. Doch vielleicht tue ich ihr unrecht und es wird eine Weihnachtsüberraschung für mich. Ich habe ihr nämlich über die Schulter geguckt. Sie spielt jeden Tag ein Weihnachtsrätsel, bei dem man viel gewinnen kann. Auf ihrem Wunschzettel stehen nur Smartphones, Notebooks und sogar das coole Tablet Surface. Sie spielt bestimmt für mich, denn sonst wären auf ihrem Wunschzettel Taschen und Schals und Kleider und Schmuck.    
   
Am Freitagabend hat sie dann endlich den PC verlassen. Doch da hatte auch ich keine Lust mehr zu schreiben. Ich spiele doch hier nicht den Lückenbüßer, dann doch lieber "Zottel - allein zu Haus". Cara war nämlich mit ihrer Freundin Cathy Flammkuchen essen und ich durfte wie immer nicht mit. Um ehrlich zu sein, ich hätte auch gern solch einen hauchdünnen, knusprigen Fladen mit Schmand und Speck verdrückt.  

Als Cara nach Hause kam, entspannt und fröhlich wie schon lange nicht mehr, hielt sie eine große Tüte in der Hand. Weihnachtsgeschenke von Cathy. Das hier ist für mich.
Mein Weihnachtsgeschenk von Cathy
 
Ich bin aber geduldig und mache es erst am 24. Dezember auf. Es ist sehr lieb von Cathy, dass sie wieder an mich gedacht hat. Im letzten Jahr habe ich ja einen goldigen Schokobären bekommen. Und nun schäme ich mich sehr, dass ich sie mal eine verkappte Kolonialistin genannt habe, nur weil sie für die Royals schwärmt und gern nach Indien reist. Für Cara war natürlich auch was in der Tüte. Doch ihr Geschenk ist viel kleiner ausgefallen. Da kann man mal sehen.
Caras Geschenk
 
Hoffentlich kann Cara es bis zum Heiligen Abend abwarten. Sie sagt ja von sich selbst, dass sie sehr ungeduldig sei. Das sollte sie sich abgewöhnen. Giovanni di Lorenzo hat am Freitag in der Talkshow gemeint, er finde es immer ein bisschen eitel, wenn die Leute sagten, Ungeduld sei ihr größter Fehler. Das habe ich Cara gleich erzählt. Sie antwortete nur: „Da kann der Herr Lorenzo mal selbst schön geduldig und uneitel sein. Denn bevor ich die Ruhe weg habe,  geht eher ein Kamel durchs Nadelöhr.“  Und schon brach wieder Hektik aus und sie rannte zum Schreibtisch. Ich habe nur noch die Chance, meinen Lesern ganz schnell einen beschaulichen ersten Advent zu wünschen. Und falls doch jemand ganz ungeduldig auf Weihnachten wartet, einfach hier klicken und schon mal den Baum schmücken.  

Dienstag, 19. November 2013

Zottel im Glück


Ich denke viel
Zottel im Glück, das ist doch mal was, oder? Bisher gab es nur Hans im Glück und das ist schließlich  ein Märchen. Doch in dieser Woche habe ich so viele Beiträge im Fernsehen geschaut, dass es mich ganz glücklich macht, wie viele Antworten es auf die Frage gibt, was  Glück ist. Um ehrlich zu sein, ich hatte mir zuvor noch nie Gedanken darüber gemacht, dabei denke ich doch schon so viel, dass ich manchmal ganz rammdösig im Kopf bin. Aber nun kriege ich die Antworten auf dem Bildschirm präsentiert, muss nichts dafür tun, kann mir das Beste davon rauspicken. Als ich Cara fragte, ob selber denken vielleicht überschätzt werde, sagte sie nur: „Es heißt selbst denken.“ Wenn jemand sich als ein so selbstgefälliger Erbsenzähler zeigt, dann ist es bei mir aber mit dem Glücksgefühl vorbei. Doch ich habe sie trotzdem gefragt, was sie denn für Glück halte. Will man ja wissen, so was. Na, die Antwort kam nicht wie aus der Pistole geschossen. Kann man mal sehen, denken hilft doch, manchmal jedenfalls. Nach einem Weilchen meinte sie: „Wenn ich gesund bin, wenn ich Freunde treffe und wir interessante Gespräche haben, wenn ich so konzentriert und mit Begeisterung arbeite, dass ich alles um mich herum vergesse.“ Das leuchtete mir ein, aber ein bisschen gekränkt war ich schon, dass sie nicht auch gesagt hat, wenn Zottel gesund ist, ich mich mit ihm gut verstehe und er beim Bloggen alles andere vergisst. Dann habe ich noch einen Moment nachgedacht und nun glaube ich, dass man dann besonders glücklich ist, wenn man von anderen nicht zu viel erwartet.    

Sonntag, 10. November 2013

Ich war dann mal weg


Ich musste mal raus, ein Mal allein sein
Ich war dann mal weg, wenn auch nicht ganz freiwillig. Nein, es hat mich niemand weggesperrt, wie es ehemals Harry Potter geschah. Ich sage es ungern, ich habe mich verlaufen.

Am letzten Sonntag bin ich am Nachmittag in den Stadtpark gegangen. So gegen 16 Uhr war es noch hell. Und ein Bär braucht mal frische Luft und auch den Wald. Ich habe das Alleinsein genossen, mal ohne meinen Bruder und seine Kochideen, ohne Zottelinchen und ihre Pirouetten und ohne Baby Lou mit seiner überbordenden Fröhlichkeit. Ganz klar, ich war in meinem Element. Dachte ich. Doch die Dunkelheit kam plötzlich und ich wusste nicht mehr, wo ich war. Menschen waren auch nicht unterwegs. Da stand ich im finsteren Wald wie dereinst Hänsel und Gretel, nur hatte ich keine  Brotkrumen gestreut. Das war ein Fehler. Und ich habe es bereut, dass Cara mit ihrem untrüglichen Orientierungssinn nicht bei mir war, denn sie sagt so oft: “Ich weiß schon, wohin das führt“ oder „da weiß man doch gleich, wo es langgeht“. Unglaublich, wie ich umhergeirrt bin und dann wurde ich müde und bin eingeschlafen. Da lag ich nun wie ein Penner-Bär im Gebüsch und es war gar nicht gemütlich, denn die Abende sind schon verdammt kühl. 

Dann kam das Erwachen. Ich hörte Stimmen, erst ganz leise, dann etwas deutlicher. Nun sah ich auch Lichter. Was war das? Eine Gruppe Kinder mit ihren bunten Laternen kamen immer näher und sangen: „Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne … mein Licht ist aus, wir geh ‘n nach Haus“. Oh ja, nach Hause, das war meine Chance, einfach hinter den Kindern hergehen. Doch so einfach war das nicht, mir tat jeder Knochen weh, so steif waren meine Arme und Beine in der Kälte geworden. Mit einem Mal hörte ich aus der Ferne eine Erwachsenenstimme. Sie sang aber nicht, sondern rief: „Zottel!“, dann  etwas lauter und verzweifelter:“ Zot-telll!“ Das war Cara, eindeutig.  Als sie mich endlich fand, sagte sie immer wieder: „Zottel, Zottel, Zottel.“ So oft hatte ich meinen Namen noch nie gehört. Sie hatte mich vermisst. Was für ein schönes Gefühl!

Wer jetzt denkt, was für eine süßlich kitschige Geschichte, der kennt das Ende noch nicht. Zuhause überfiel mich Schüttelfrost und ich wurde sofort in eine dicke Decke gepackt. Schlucken konnte ich auch nicht mehr, Halsschmerzen. Dann kam, was ich schon befürchtet hatte, ich musste widerlich schmeckenden Salbeitee trinken. Zottelinchen hörte auf, sich um sich selbst zu drehen und drehte so lange Apfelsinenhälften auf der Presse, bis sie ihren Saft hergaben. Sie, die nie spricht, sagte:„Vitamine sind jetzt wichtig.“ und ich musste das Zeug trinken, obwohl es im Hals höllisch brannte. Heinrich kochte mir eine Hühnersuppe und auch die habe ich tapfer ausgelöffelt. Doch als er anfing zu erklären, warum sie so gut sei, habe ich mich schlafend gestellt. Das war dann doch zu viel für mich. 
Ich habe gelitten
 
So ging das eine ganze Woche. Doch das Schlimmste war, dass ich nun wusste, ich habe meinen Instinkt verloren. Ich bin zu einem verweichlichten Bären geworden, der sich in der Wildnis nicht mehr zurechtfindet. Das setzt mir schwer zu und ich frage mich, wie konnte das nur passieren!

Sonntag, 27. Oktober 2013

Zeitenwende – Pflanzenende


Heute wurde uns die Stunde wieder zurückgegeben, die man uns im Frühjahr geklaut hatte. Ich habe bereits im letzten Jahr geschrieben, dass ich das nicht mag, dieses Herumgespiele an der Uhr. Baby Lou hat sich natürlich gefreut. Er konnte eine Stunde länger schlafen. Seine Fröhlichkeit war fast nicht auszuhalten. Und auch Cara ist mit allerbester Laune und enormem Tatendrang in den Tag gestartet. Schließlich habe sie eine Stunde geschenkt bekommen, die wolle sie dann auch sinnvoll nutzen. Beneidenswert, wer so naiv ist und das tatsächlich glaubt. Doch ich wollte ihr die Freude nicht nehmen und habe mal nichts gesagt. 

In ihrer Superlaune ist sie sofort auf den Balkon gegangen, hat in die Sonne beblinzelt und gemeint: „So, die sind nun auch endlich fertig“. Und schon wollte sie die Sommerpflanzen aus den Kästen reißen. Da war ich aber fertig, allerdings nur für ein paar Sekunden, dann habe ich ihr die Schaufel aus der Hand genommen. „Dir geht's wohl zu gut! Die leben noch, die blühen, und zwar sehr schön. Das sieht man doch. Mach mal die Augen auf!“ In diesem Moment machte der Himmel seine Schleusen auf. Ich konnte ihn verstehen. 
So schön blühen die noch
Die kann man doch nicht einfach wegwerfen
Zottel tritt für das Leben der Pflanzen ein
 
Wie kann man nur! Ich bin immer noch empört, nur weil die Nachbarn rechts und links schon Erika gepflanzt haben, muss sie das auch tun. So was von spießiger Nachäfferei. Kurz darauf rief unsere Nachbarin Silvie an und fragte, ob Cara etwas Erde bräuchte, sie habe viel zu viel davon. Na, die hatte mir gerade noch gefehlt. Diese Frage war Wasser auf meine Mühlen. Ich habe Cara angefunkelt und sie hat herumgedruckst, ja sie wisse nicht, ob und wie sie den Balkon für den Herbst bepflanzen werde. Und außerdem bei ihr blühe es schließlich noch so schön. Da wolle sie die Pflanzen nicht einfach wegwerfen.  Na bitte, geht doch!