Samstag, 9. Dezember 2017

Weihnachtsbäckerei – immer eine Freude



Zimtsterne - ein Genuss

Cara fuhr sich immer wieder durch die Haare, bis ihre Frisur Ähnlichkeit mir der Urban Priols hatte.  Nun muss sie wirklich mal zum Friseur, dachte ich bei mir, sagte aber nichts, da ich merkte, mit der Stimmung stand es nicht zum Besten. Auch Heinrich blickte von seinem Weihnachtsplätzchen-Backbuch auf und guckte kopfschüttelnd zur stöhnenden Cara.

Das Kopfschütteln hätte er besser lassen sollen, denn nun wurde er zum Blitzableiter für ihre miese Laune. „Guck nicht so, und schüttele erst recht nicht deinen Kopf! Du sitzt da gemütlich und liest Rezepte, wahrscheinlich über diese vermaledeiten Weihnachtsplätzchen, anstatt mir zu helfen.“ Heinrich blieb ruhig und fragte: „Warum sagst du nicht, dass du Hilfe brauchst? Und wieso überhaupt vermaledeite Plätzchen? Das klingt doch alles sehr lecker. Ist zwar manchmal etwas aufwendig, aber ohne Fleiß, kein Preis. Deine Worte.“ – „Komm mir nicht so! Suche mir bitte ein paar Rezepte heraus, die ich backen kann, damit all meine Freundinnen zufrieden sind, wenn sie am Montagabend hier aufschlagen.“

Heinrich sah noch immer nicht das Problem und ich – ehrlich gesagt – auch nicht. Er fing an aufzuzählen: „Als erstes Gewürzkuchen, ein Muss zu Weihnachten.“ –  „Haha!“, triumphierte Cara. „Kommt nicht infrage. Alles, was nach Lebkuchengewürz schmeckt, isst Sylvie nicht. Sie hasst Weihnachtskekse. Also nichts mit Zimt, Nelkenpulver, Anis, Kardamom und so weiter und so heiter. “ Heinrich schüttelte wieder den Kopf und meinte: „Verstehe ich nicht, wie man das nicht essen will, das ist doch das Schöne an Weihnachten. Aber bitte.“ 
Lebkuchenherzen - zu Weihnachten ein Muss
Er blätterte weiter und empfahl Schweizer Spitzbuben. Cara setzte das passende Lächeln dazu auf und fragte scheinheilig: „Mandeln sind da aber nicht drin, oder?“ Heinrich blickte auf, als hätte man ihm was hinter die Ohren gegeben: „Natürlich sind da Mandeln drin, sonst sind es keine Schweizer Spitzbuben“. – „Siehste, dann ist das nichts für Gina. Sie hasst Mandeln, Kindheitstrauma. Und komm mir jetzt nicht mit Haselnussecken, Nusshäufchen oder -ringe, denn das ist nichts für Maria, die hat eine Nussallergie.“

Jetzt seufzte auch mein Bruder, gab aber noch nicht auf: „Mach es dir doch ganz einfach. Nimm das Grundrezept für Mürbeteigplätzchen und belege sie mal mit Schokostreuseln, mal mit bunten Perlen, die anderen bestreust du mit einem Gemisch aus feinem Zucker, angereichert mit etwas Vanillezucker, und die restlichen bestreichst du mit einer schönen bunten Glasur. Schon bist du fertig und außerdem sieht das auch recht hübsch aus.“ – „Schön und gut, aber was machen wir mit Biggie, sie ist seit Kurzem auf dem veganen Trip?“, warf Cara ein und blickte erwartungsvoll in Heinrichs Richtung. Es war für einen Moment ganz ruhig. Wäre eine Stecknadel auf den Boden gefallen, man hätte es garantiert gehört, so intensiv wurde nachgedacht, ungelogen. 

Doch dann kniff Heinrich seine Augen zusammen wie damals vor seiner Augen-OP, als er die schrecklichen Schmerzen hatte. Ich dachte, jetzt hat mein Bruder die geniale Back-Idee und freute mich für ihn. Doch dann warf er sein schönes Weihnachtsplätzchen-Backbuch in die Ecke, kümmerte sich nicht darum, ob es Schaden nahm, dabei stampfte er heftig mit den Tatzen auf, sodass ich Angst bekam, dass dem Mieter unter uns seine Lampe auf den Kopf fallen könnte. Er holte tief Luft und sagte ganz langsam und deutlich, als wäre Cara schwer von Begriff: „Jetzt pass mal gut auf! Deine Freundinnen sind nicht ganz echt, die haben alle eine gepflegte Macke. Ich sage dir eins, du kriegst es nicht gebacken. Setz denen Montag Zwieback vor.“

Danach verließ Heinrich die Küche und schimpfte vor sich hin: „Verwöhntes Pack! In anderen Ländern haben sie nichts zu essen und hier wird an allem herumgemäkelt.“ Was er sonst noch so erzählte, war nicht mehr zu verstehen, denn die Wohnzimmertür fiel ins Schloss, dass die Glasscheibe vibrierte.