Cara war krank. Halsschmerzen und
einen bösen Husten hatte sie. Jede Nacht schreckte ich hoch und glaubte, ein Hund
sei im Nebenzimmer. Wenn man da so aus dem Schlaf gerissen wird, denkt man an das
Schlimmste. Werwölfe, schoss es mir durch den Kopf, und das Gruseln begann. Doch
dann wurde mir schlagartig klar, dass es ja nur Cara war, die solche absonderlichen Geräusche
fabrizierte. Mein Bruder, der nachts ebenfalls keine Ruhe fand, hat ihr
natürlich eine leckere Hühnersuppe gekocht. Das hilft immer, denkt man. In ihrem Fall
aber nicht. Letztlich ist sie dann doch zu ihrer Ärztin gegangen, um sich Rat
zu holen. Ich hatte erwartet, dass sie bei ihrer Rückkehr eine große Tasche
voller Medikamente mitbringt. Doch die Ärztin hatte ihr nur den Rat gegeben: „Essen
Sie viel Honig, aber den guten, nicht den Industriehonig.“ Also hat sie sofort
alle Vorräte an Honig hervorgekramt und die guten für sich reserviert. Wir
machten Neese, eine lange.
Doch damit nicht genug. Es sollte
noch schlimmer kommen in der letzten Woche. Auch wenn uns der Honig entzogen
wurde, hat es meinen Bruder nicht daran gehindert, weiterhin Koch-Shows zu
gucken. So auch am letzten Samstag: Lafer! Lichter! Lecker! Und in der Tat sah
sehr lecker aus, was Herr Lafer da an Fischgerichten auf die Teller zauberte. Ich
habe richtig Appetit bekommen. Da die Köche aber nicht still vor sich hin brutzelten, sondern sich und die Zuschauer unterhielten, kam das
Thema alte Teddybären auf und man stellte fest, dass sie von unschätzbarem Wert
seien. Das hätte ich ihnen vorher sagen können, wir Teddybären sind einer Wertschätzung
würdig. Doch als in der Sendung von Wert die Rede war, war damit Geld gemeint,
sehr viel Geld. Und wie das Sprichwort schon besagt, verdirbt es oft den
Charakter. So sagte mit einem Mal der Lichter, und das sogar vor laufender
Kamera: „Seitdem klaue ich die alle.“*) So ein Horst! Da schrillten bei mir aber
die Alarmglocken. Wir sind in Gefahr! Sobald er einen von uns erwischt, nimmt
er ihn mit, einfach so, um sich zu bereichern. Beim Abspann habe ich mich dann
wieder beruhigt, denn die Sendung wurde vom ZDF ausgestrahlt und Mainz ist weit
weg.
Meine Beruhigung sollte
allerdings nicht lange andauern. Cara hatte meine Entrüstung mitbekommen, stand völlig entspannt in der Tür
– den Löffel mit dem leckeren Waldhonig genüsslich abschleckend – und meinte, gedreht
werde die Sendung in Hamburg. Sie hatte
die Ruhe weg, aber ich nun nicht mehr. Seitdem lade ich alle Teddybären der
Umgebung zu einem Treffen ein. Das ist natürlich nicht solch ein Treffen, wie
Cara es mit ihren Freundinnen veranstaltet, wo nur gegessen und getrunken wird
und sie sich über Belanglosigkeiten unterhalten. Bei uns geht es ums Ganze.
Jetzt brauchen wir nur noch ein Aushängeschild. Goldie will seine Beziehungen spielen lassen und eines
in Auftrag geben. Ich finde ja, der grimmige Gesichtsausdruck der Bären vom Bären-Treff zeigt gut, was in uns vorgeht. Die einen wollen nicht vernascht und die anderen nicht geklaut werden. Hier geht es um unsere Sicherheit. Und nun ist es wohl bei allen
angekommen, dass das Leben der Bären kein Honigschlecken ist.
*) Video vom 21. Februar: bei -3.50