Donnerstag, 8. August 2013

Die Hundstage und Spiegel-Theorien


Nun war es endlich warm geworden und gleich stöhnten alle und sprachen von den Hundstagen. Ich frage mich, was haben die Hunde mit der Hitze zu tun? Schaue ich vom Balkon herunter auf die Vierbeiner auf der Straße, würde ich nicht behaupten, dass sie Freude an den 30 Grad Wärme  haben. Selbst der quirlige Pudel von gegenüber schleicht lustlos hinter seinem Frauchen her. Wahrscheinlich sind die Hundstage eine ebenso dumme Redensart wie beispielsweise:“ Oh, du bist aber heute mopsfidel!“ Also, ich habe noch nie einen Mops gesehen, der munter umhersprang. Er schnauft sich eher durchs Leben, besonders bei diesen Temperaturen. Und wenn ich an den Corgi aus dem Nachbarhaus denke, der kommt bei der Hitze gar nicht vom Fleck. Ich nenne ihn ohnehin immer die Wurst auf vier Beinen. Wenn Cara das hört, wird sie böse und sagt, jeder habe seine kleinen Schwächen und darüber dürfe man sich nicht lustig machen. Ich solle gefälligst mal in den Spiegel schauen. Das habe ich dann auch getan, konnte aber nur mich erkennen, was ja auch nicht so verwunderlich ist, wenn man eins und eins zusammenzählt.

Doch Spiegel und sich bespiegeln ist bekanntlich Frauensache. Das haben sie wohl aus den Grimmschen Märchen gelernt, wo die böse Königin auch immer in den Spiegel geschaut und gefragt hat: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“ Der blöde Spiegel hat auch noch geantwortet. Wenn man mich fragt, hat er dabei ziemlich viel Glück gehabt. Wie ich Caras Freundinnen kenne, hätten die meisten nicht lange gefackelt. Sie hätten bei der Antwort ihrem eigenen Bild den schwersten Cremetiegel ins Gesicht geschleudert. Das hätte dann natürlich Scherben gegeben, aber die bringen ja bekanntlich Glück. Und in dieser Hoffnung hätten sie sich auf der sicheren Seite gewähnt und fest daran geglaubt, dass nun sie und nur sie die Schönste im ganzen Land seien. Außerdem wäre der Spiegel ja auch in tausend Stücke zerfallen und hätte nicht mehr frech antworten können.

Als ich Cara von meiner Spiegel-Theorie erzählte, hat sie einen kleinen Moment überlegt, dann maliziös gegrinst. Ich konnte gar nicht so schnell gucken, wie sie erst in ihr Schlafzimmer und dann die Treppen hinunter lief. Danach schepperte es gewaltig und es fiel eine Klappe, die vom Müllcontainer, und Cara – noch ganz außer Atem– triumphierte: „So, du blöde Waage, das Problem wäre auch gelöst!“