Nun war es endlich warm geworden
und gleich stöhnten alle und sprachen von den Hundstagen. Ich frage mich, was
haben die Hunde mit der Hitze zu tun? Schaue ich vom Balkon herunter auf die
Vierbeiner auf der Straße, würde ich nicht behaupten, dass sie Freude an den 30
Grad Wärme haben. Selbst der quirlige
Pudel von gegenüber schleicht lustlos hinter seinem Frauchen her. Wahrscheinlich sind
die Hundstage eine ebenso dumme
Redensart wie beispielsweise:“ Oh, du bist aber heute mopsfidel!“ Also, ich habe noch nie einen Mops gesehen,
der munter umhersprang. Er schnauft sich eher durchs Leben, besonders bei
diesen Temperaturen. Und wenn ich an den Corgi aus dem Nachbarhaus denke, der
kommt bei der Hitze gar nicht vom Fleck. Ich nenne ihn ohnehin immer die Wurst auf vier Beinen. Wenn Cara das
hört, wird sie böse und sagt, jeder habe seine kleinen Schwächen und darüber dürfe
man sich nicht lustig machen. Ich solle gefälligst mal in den Spiegel schauen.
Das habe ich dann auch getan, konnte aber nur mich erkennen, was ja auch nicht
so verwunderlich ist, wenn man eins und eins zusammenzählt.
Doch Spiegel und sich bespiegeln
ist bekanntlich Frauensache. Das haben sie wohl aus den Grimmschen Märchen
gelernt, wo die böse Königin auch immer in den Spiegel geschaut und gefragt
hat: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“
Der blöde Spiegel hat auch noch geantwortet. Wenn man mich fragt, hat er dabei
ziemlich viel Glück gehabt. Wie ich Caras Freundinnen kenne, hätten die meisten
nicht lange gefackelt. Sie hätten bei der Antwort ihrem eigenen Bild den schwersten
Cremetiegel ins Gesicht geschleudert. Das hätte dann natürlich Scherben
gegeben, aber die bringen ja bekanntlich Glück. Und in dieser Hoffnung hätten
sie sich auf der sicheren Seite gewähnt und fest daran geglaubt, dass nun sie
und nur sie die Schönste im ganzen Land seien. Außerdem wäre der Spiegel ja auch in tausend
Stücke zerfallen und hätte nicht mehr frech antworten können.
Als ich Cara von meiner
Spiegel-Theorie erzählte, hat sie einen kleinen Moment überlegt, dann maliziös
gegrinst. Ich konnte gar nicht so schnell gucken, wie sie erst in ihr
Schlafzimmer und dann die Treppen hinunter lief. Danach schepperte es gewaltig und
es fiel eine Klappe, die vom Müllcontainer, und Cara – noch ganz außer Atem–
triumphierte: „So, du blöde Waage, das Problem wäre auch gelöst!“