Erholen von der Sonne, dann wieder auf den Balkon |
So schön hyggelig und ruhig hier,
dachte ich gerade, als mich mein Bruder beim Denken störte. „Zottel, ich habe vorhin deinen Blog besucht.“ Donnerwetter, mein Bruder legt seine Kochbücher
beiseite und liest auf meinem Blog! Doch als gerade Freude aufkommen wollte,
dass er sich für meine Beiträge interessiert, stand Cara in der Tür, schleckte
genüsslich an einem Erdbeereis und warf dabei so einen Blick in meine Richtung, der nichts Gutes vermuten ließ. Bevor ihre spitze Zunge wieder über das Eis fuhr, ließ
sie hören: „Ja, habe ich auch gemacht und musste feststellen, dass du nicht
mehr schreibst, du Faulpelz!“
Faulpelz ist nun ein Wort, mit
dem ich mich nicht widerspruchslos betiteln lasse. Also nahm ich meine
Sonnenbrille ab, schaute der Eisesserin lange und tief in die Augen und meinte:
„Moment mal, es ist nicht so, wie es aussieht“, wobei ich diesen Satz eigentlich nie sagen wollte. Und meine Stimme hatte auch schon
um einige Phon zugelegt. „Ich studiere gerade, welche Begriffe neu in
den Duden aufgenommen wurden. So weiß ich, ob ich sie mit Fug und Recht
benutzen darf und vor allem auch, wie man sie korrekt schreibt.“ Dann holte ich
tief Luft und fuhr fort: “Schau dir mal andere Blogs an. Da ist Rechtschreibung
Glückssache. Das gibt es bei mir nicht. Hat auch was mit Ehre und Stolz zu tun. Und ein Korrektorat kann und will ich mir nicht leisten.“
Cara lenkte ein, jedenfalls ein
bisschen: „Das ist ja alles sehr löblich, aber wenn du Leser haben möchtest,
solltest du doch ab und zu mal einen kleinen Beitrag einstellen. Sozusagen
etwas konstanter dabei bleiben, sonst verlieren die Leser das Interesse.“ Mein
Gott, als ob ich blöd wäre! Natürlich ist das so und ich habe schon längst
kapiert, dass ich nicht viele Leser habe, ohnehin eher Frauen anspreche. Womit
ich nicht sagen will, dass ich ein Womanizer bin, aber es geht schon ein
bisschen in die Richtung. Außerdem sage ich mir,
lieber Klasse als Masse!
Und nun haben wir Ferien und
dies bisschen Sommer will ich mir nicht nehmen lassen. Das musste ich meinen
beiden Kritikern dann auch noch erklären: „Nun hört mal zu, ihr beiden, es
scheint gerade die Sonne hier im Norden, was wir lange herbeigesehnt haben, und
das nutze ich. Ich mache Ferien, falls der Begriff geläufig ist.“ Heinrich
schüttelte den Kopf und wandte sich ab, als wollte er damit zum Ausdruck
bringen, dass ich unbelehrbar sei.
Cara war da hartnäckiger und
argumentierte weiter: „Zottel, ich hab da eine Freundin auf Facebook, die
übrigens auch bei dir liest, und die macht Schreibferien, was da heißt, sie
schreibt während ihres Urlaubs an einem Buch.“ – „Kann
sie gern machen. Ist nicht mein Ding. Und hast du dir mal die Titel ihrer
Bücher angesehen?“ – „Wieso? Was gibt es daran auszusetzen?“, fragte Cara. „Warum
wohl hat sie dem ersten Buch den Titel Saure Äpfel verpasst und nicht Knackige
Äpfel oder Saftige Äpfel?“ Ich
legte bewusst eine Kunstpause ein und rückte dann mit dem Offensichtlichen
heraus: „Genau, weil sie selbst sauer ist, weil sie arbeiten muss. Keine
Glücksmomente. Und wenn du mir nicht glaubst, dann denk mal über ihr Buch nach,
an dem sie jetzt gerade schreibt. Ich sage nur: Bittere Mirabellen.“
Cara schwieg und verließ den Raum. Ich hatte es geschafft. Meine Botschaft war angekommen,
aber so was kann sie natürlich nicht zugeben.
Ich widme mich jetzt wieder den
neuen Begriffen, die es in den Duden geschafft haben. Chillen ist ja schon
längst drin, aber Hygge, Hygge ist neu.