Dienstag, 16. Februar 2016

Die Schlüssel, Kinder!


Zottels Lektion über Schlüssel
Schlüssel öffnen Türen und Mütter rufen mahnend: Die Schlüssel, Kinder! Das prägt, manchmal jedenfalls. Kurz und knapp, es ist wichtig sich zu merken, wo man seine Schlüssel hingelegt hat. Cara beispielsweise mag keine Schlüsselbretter und stopft ihr Schlüsselbund immer in ihre Handtasche. Ein Problem taucht erst auf, wenn sie sich mal für eine andere Tasche aus ihrer Sammlung entscheidet. Dann darf sie nicht vergessen, dass das Schlüsselbund mitwandern muss. Cara ist aber auch schlau und hat einen Zweitschlüssel für ihre Wohnung bei den Nachbarn hinterlegt, sodass sie dort stets klingeln kann. Also stößt sie sich niemals die Nase vor der eigenen verschlossenen Tür.

Doch diesen simplen Trick scheinen nicht alle zu beherrschen. Ihre Freundin Biggie, die recht oft etwas verpeilt ist, weil ihre Gedanken beim Shoppen oder sonstwo sind, hält ihr Schlüsselbund immer in der Hand, wenn sie beispielsweise ein Lokal betritt. Dann geht sie zum Tisch und legt es neben ihr Gedeck. Das hat den Vorteil, dass alle die Schlüsselei sehen und sie darauf aufmerksam machen können, falls sie sie vergisst. Praktisch! Und jeder kann auch sehen, dass Biggie eine wichtige Frau ist, die gewaltig viele Schlüssel mit sich trägt. Nicht umsonst spricht man von Schlüsselgewalt. Und man sieht auch den schönen Anhänger. Nein, keinen mit einem Stofftier oder Swarovski-Steinen, so etwas Verspieltes passt eher zu Cara.
Caras neu erworbener Schlüsselanhänger
 
Biggie hat natürlich einen ganz schlichten, aber daran hängt auch ihr Autoschlüssel mit dem entsprechenden Emblem. Um das Fabrikat zu erspähen, wandern manchmal vom Nachbartisch neugierige oder sogar bewundernde Blicke zu ihr herüber. Ich glaube ja, das findet sie insgeheim cool.  

Beim Einkaufen macht Biggie es ganz genauso. Schlüssel auf die Theke legen, Portemonnaie zücken, bezahlen, alles einpacken und dann abdampfen. Ach nein, vorher noch die Schlüssel mitnehmen. Meistens klappt das auch. Nur neulich war sie wohl sehr in Eile. Jedenfalls vergaß sie ihr dickes Bund und die Kassiererin hat es ebenfalls nicht oder zu spät bemerkt. Es war auch schon kurz vor Ladenschluss, und da sind Verkäuferinnen nicht mehr so frisch im Kopf. Kann man ja verstehen. Zu Hause stand die arme Biggie nun vor verschlossener Tür. Ihr Smartphone hatte sie leider auch in ihrer Wohnung liegen lassen und konnte somit keine Freundin anrufen und um Asyl bitten. Es war irgendwie nicht ihr Tag.

Also ist sie wieder zum Auto gegangen und hatte die Wahl, bei der Bahnhofsmission um Unterschlupf zu bitten oder bei der Polizei. Sie entschied sich für die Ordnungshüter, denn es heißt nicht umsonst: Die Polizei –  dein Freund und Helfer. Anfangs haben die Beamten zwar etwas irritiert, später eher amüsiert geguckt, als sie sich entschieden hatten, mal eine Ausnahme zu machen. Denn  eine Wache ist nämlich, wie der Name schon verrät, kein Ort zum Schlafen. Doch Biggie hatte die Beamten mit Worten und einem Kasten Pralinen überzeugt, den sie eigentlich ihrer Oma ins Seniorenheim mitbringen wollte. Aber egal ob Zartbitter oder Krokant, Männer stehen auf Süßes. Also durfte sie eine Zelle beziehen. Das Übernachten fiel wohl ein bisschen anders aus als in einem Vier-Sterne-Hotel. Viel hat Biggie jedenfalls nicht darüber berichtet, war nur froh, als sie am nächsten Tag in dem Geschäft ihre Schlüssel abholen konnte. Man hatte sie letztlich gefunden und für sie verwahrt.

Wenn Cara jetzt mit Biggie unterwegs ist und das Schlüsselbund wieder demonstrativ auf dem Tisch landet, blickt Cara nur mit sturem Blick auf die Türöffner und sagt laut und vernehmlich: „Biggie, denk an deine Zeit im Knast!“