Zottels Lektion über Schlüssel |
Doch diesen simplen Trick
scheinen nicht alle zu beherrschen. Ihre Freundin Biggie, die recht oft etwas verpeilt
ist, weil ihre Gedanken beim Shoppen oder sonstwo sind, hält ihr Schlüsselbund
immer in der Hand, wenn sie beispielsweise ein Lokal betritt. Dann geht sie zum
Tisch und legt es neben ihr Gedeck. Das hat den Vorteil, dass alle die
Schlüsselei sehen und sie darauf aufmerksam machen können, falls sie sie
vergisst. Praktisch! Und jeder kann auch sehen, dass Biggie eine wichtige Frau
ist, die gewaltig viele Schlüssel mit sich trägt. Nicht umsonst spricht man von
Schlüsselgewalt. Und man sieht auch den schönen Anhänger. Nein, keinen mit
einem Stofftier oder Swarovski-Steinen, so etwas Verspieltes passt eher zu Cara.
Caras neu erworbener Schlüsselanhänger |
Biggie hat natürlich einen ganz schlichten, aber daran hängt auch ihr Autoschlüssel mit dem entsprechenden Emblem. Um das Fabrikat zu erspähen, wandern
manchmal vom Nachbartisch neugierige oder sogar bewundernde Blicke zu ihr
herüber. Ich glaube ja, das findet sie insgeheim cool.
Beim Einkaufen macht Biggie es ganz
genauso. Schlüssel auf die Theke legen, Portemonnaie zücken, bezahlen, alles
einpacken und dann abdampfen. Ach nein, vorher noch die Schlüssel mitnehmen.
Meistens klappt das auch. Nur neulich war sie wohl sehr in Eile. Jedenfalls
vergaß sie ihr dickes Bund und die Kassiererin hat es ebenfalls nicht oder zu
spät bemerkt. Es war auch schon kurz vor Ladenschluss, und da sind
Verkäuferinnen nicht mehr so frisch im Kopf. Kann man ja verstehen. Zu Hause
stand die arme Biggie nun vor verschlossener Tür. Ihr Smartphone hatte sie
leider auch in ihrer Wohnung liegen lassen und konnte somit keine Freundin
anrufen und um Asyl bitten. Es war irgendwie nicht ihr Tag.
Also ist sie wieder zum Auto gegangen und
hatte die Wahl, bei der Bahnhofsmission um Unterschlupf zu bitten oder bei der
Polizei. Sie entschied sich für die Ordnungshüter, denn es heißt nicht umsonst:
Die Polizei – dein Freund und Helfer.
Anfangs haben die Beamten zwar etwas irritiert, später eher amüsiert geguckt, als
sie sich entschieden hatten, mal eine Ausnahme zu machen. Denn eine Wache ist nämlich, wie der Name schon verrät,
kein Ort zum Schlafen. Doch Biggie hatte die Beamten mit Worten und einem Kasten Pralinen überzeugt, den sie
eigentlich ihrer Oma ins Seniorenheim mitbringen wollte. Aber egal ob Zartbitter oder
Krokant, Männer stehen auf Süßes. Also durfte sie
eine Zelle beziehen. Das Übernachten fiel wohl ein bisschen anders aus als in einem
Vier-Sterne-Hotel. Viel hat Biggie jedenfalls nicht darüber berichtet, war nur
froh, als sie am nächsten Tag in dem Geschäft ihre Schlüssel abholen konnte.
Man hatte sie letztlich gefunden und für sie verwahrt.
Wenn Cara jetzt mit Biggie
unterwegs ist und das Schlüsselbund wieder demonstrativ auf dem Tisch landet,
blickt Cara nur mit sturem Blick auf die Türöffner und sagt laut und
vernehmlich: „Biggie, denk an deine Zeit im Knast!“