Tag der Deutschen Einheit - die Brücke |
Cara sagte heute Morgen: „Was für
ein Glück, dass in diesem Jahr der 3. Oktober auf einen Freitag fällt!“ Um
ehrlich zu sein, mir ist es egal, auf welchen Wochentag der Tag der Deutschen Einheit fällt
und ich habe sie nur fragend angesehen. „Guck nicht so! Das ist doch ganz
logisch, so können alle eine Brücke bauen.“
Ich lasse mir nicht gern logisches
Denken absprechen, verstand aber trotzdem nicht, warum alle mit einem Mal zu
Brückenbauern werden wollten. Also habe ich nach Loriots Manier nur knapp „Ah, ja!“ gesagt und darüber
nachgedacht, ob ich zu meinem Glück jetzt auch etwas bauen müsste. Für mich ist
es schon ein großes Glück, wenn mein Freund Fritz mir mal wieder ein Lachsfilet oder ein paar Honigbonbons schenkt. Damit jetzt niemand denkt, ich sei nur
an Essen interessiert, denn das ist ja eher die Vorliebe meines Bruders, ich
bin auch glücklich, wenn die Sonne scheint und mir den Pelz wärmt, das
Freiburger Bärle zu Besuch kommt und mein Bruder gesund ist.
Doch irgendwann war meine
Neugierde größer als mein Stolz und ich habe Cara gefragt, welche Brücke sie
denn meine. Schließlich will ich wissen, wenn hier in der Stadt etwas Neues
entsteht, das meistens recht spektakulär ausfällt, so wie die Elbphilharmonie. Und ich war auch davon ausgegangen, dass man erst mal dieses
Bauwerk vollenden wollte, bevor man sich in das abenteuerliche Projekt
einer neuen Brücke stürzt. Denn in dieser Stadt gibt es schon sehr, sehr viele
Brücken, da kann sich Venedig mal warm anziehen. Das nur so als Information.
Aber ich bin natürlich kein Städteplaner, die werden schon ihre Gründe für eine
weitere Brücke haben, an der alle mitarbeiten dürfen. Vielleicht ist es ja auch
als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme gedacht für Arbeitslose. Die würde das natürlich
freuen und somit erklärt sich auch das, was Cara als Glück bezeichnet. Dennoch verstand
ich den Zusammenhang mit dem 3. Oktober immer noch nicht.
Als ich Cara sagte, was mir so
durch den Kopf ging, machte sie nur wieder Dackelfalten und meinte: „Zottel, du
denkst zu viel.“ Oh, ich wusste nicht, dass denken schadet. Doch Cara erklärte
mir: „Eine Brücke bauen bedeutet doch nur, dass ein Feiertag so günstig liegt,
dass er direkt an ein Wochenende anschließt oder ihm vorausgeht. Dann freuen sich alle, dass sie sich so
lange ausruhen können und nicht arbeiten müssen.“
Jetzt hatte ich es begriffen.
Glück bedeutet faul sein, nichts tun, abhängen, chillen, und das möglichst
viele Tage am Stück. Das kann ich gar nicht glauben und erst recht nicht
verstehen. Ich erinnere mich an die Zeit, als ich noch nicht schreiben konnte.
Da hat mich Langeweile geplagt und ich bin oft auf dumme Gedanken gekommen,
auch wenn ich sie damals als gar nicht so dumm empfand. Doch heute sehe ich
ein, ich hatte so was wie ein Bore-out, also so was Ähnliches wie ein Burn-out. Ich
jedenfalls brauche keine Brücke. Ich bin glücklich, wenn ich bloggen kann. Da
vergesse ich alles um mich herum. Deshalb schreibe ich auch am 3. Oktober, was
die Tasten hergeben. Das ist für mich chillen im Glück.
Honigbonbons schmecken auch beim Bloggen |