Freitag, 3. Oktober 2014

Was ist Glück?


Tag der Deutschen Einheit - die Brücke
Cara sagte heute Morgen: „Was für ein Glück, dass in diesem Jahr der 3. Oktober auf einen Freitag fällt!“ Um ehrlich zu sein, mir ist es egal, auf welchen Wochentag der Tag der Deutschen Einheit fällt und ich habe sie nur fragend angesehen. „Guck nicht so! Das ist doch ganz logisch, so können alle eine Brücke bauen.“ 

Ich lasse mir nicht gern logisches Denken absprechen, verstand aber trotzdem nicht, warum alle mit einem Mal zu Brückenbauern werden wollten. Also habe ich nach Loriots Manier nur knapp „Ah, ja!“ gesagt und darüber nachgedacht, ob ich zu meinem Glück jetzt auch etwas bauen müsste. Für mich ist es schon ein großes Glück, wenn mein Freund Fritz mir mal wieder ein Lachsfilet oder ein paar Honigbonbons schenkt. Damit jetzt niemand denkt, ich sei nur an Essen interessiert, denn das ist ja eher die Vorliebe meines Bruders, ich bin auch glücklich, wenn die Sonne scheint und mir den Pelz wärmt, das Freiburger Bärle zu Besuch kommt und mein Bruder gesund ist. 

Doch irgendwann war meine Neugierde größer als mein Stolz und ich habe Cara gefragt, welche Brücke sie denn meine. Schließlich will ich wissen, wenn hier in der Stadt etwas Neues entsteht, das meistens recht spektakulär ausfällt, so wie die Elbphilharmonie. Und ich war auch davon ausgegangen, dass man erst mal dieses Bauwerk vollenden wollte, bevor man sich in das abenteuerliche Projekt einer neuen Brücke stürzt. Denn in dieser Stadt gibt es schon sehr, sehr viele Brücken, da kann sich Venedig mal warm anziehen. Das nur so als Information. Aber ich bin natürlich kein Städteplaner, die werden schon ihre Gründe für eine weitere Brücke haben, an der alle mitarbeiten dürfen. Vielleicht ist es ja auch als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme gedacht für Arbeitslose. Die würde das natürlich freuen und somit erklärt sich auch das, was Cara als Glück bezeichnet. Dennoch verstand ich den Zusammenhang mit dem 3. Oktober immer noch nicht.

Als ich Cara sagte, was mir so durch den Kopf ging, machte sie nur wieder Dackelfalten und meinte: „Zottel, du denkst zu viel.“ Oh, ich wusste nicht, dass denken schadet. Doch Cara erklärte mir: „Eine Brücke bauen bedeutet doch nur, dass ein Feiertag so günstig liegt, dass er direkt an ein Wochenende anschließt oder ihm vorausgeht. Dann freuen sich alle, dass sie sich so lange ausruhen können und nicht arbeiten müssen.“

Jetzt hatte ich es begriffen. Glück bedeutet faul sein, nichts tun, abhängen, chillen, und das möglichst viele Tage am Stück. Das kann ich gar nicht glauben und erst recht nicht verstehen. Ich erinnere mich an die Zeit, als ich noch nicht schreiben konnte. Da hat mich Langeweile geplagt und ich bin oft auf dumme Gedanken gekommen, auch wenn ich sie damals als gar nicht so dumm empfand. Doch heute sehe ich ein,  ich  hatte so was wie ein Bore-out, also so was Ähnliches wie ein Burn-out. Ich jedenfalls brauche keine Brücke. Ich bin glücklich, wenn ich bloggen kann. Da vergesse ich alles um mich herum. Deshalb schreibe ich auch am 3. Oktober, was die Tasten hergeben. Das ist für mich chillen im Glück.
Honigbonbons schmecken auch beim Bloggen