Meine Leser haben sich bestimmt
gewundert, dass ich eine solch lange Schreibpause eingelegt habe. Das geschah
nicht freiwillig. Erst hat mich Cara zu Lisa in den Garten geschickt. Denn wie schon im letzten Jahr lautete das Motto: Zottel hilft bei der Ernte. Dieses
Mal waren die Zwetschgen an der Reihe und ich rief: „Bäumchen rüttel dich,
schüttel dich, wirf reife Früchte über mich.“ Das hat der Baum dann auch getan.
Lisa hat sie aufgesammelt und einen leckeren Kuchen gebacken. Dabei musste sie
allerdings feststellen, dass viele der Früchte ein bewegtes Innenleben hatten.
Doch ähnlich wie bei Aschenputtel hieß es da: “Die Guten auf den Kuchen, die
Schlechten soll’n das Weite suchen!“. Na ja, irgendwann war der Kuchen fertig und
ich habe mich gefreut wie Bolle. Leider war ich nicht der Einzige, der an den
Früchtchen Gefallen fand. Plötzlich flog eine Wespe in mein Gesicht, so richtig
aggressiv, zack! Nur weil ich wie sie den Kuchen essen wollte. Und das Tückische, sie
stach mich direkt unter mein linkes Auge. Es tat weh und schwoll an. Kann man
das eigentlich noch sehen?
Ich finde ja, mein linkes Auge ist immer noch geschwollen |
Also das Thema Zwetschgenkuchen
war damit für mich gegessen, denn ich konnte die ganze Zeit nicht richtig gucken, nur
mit einem Auge wie Clarence, der schielende Löwe aus Daktari. Meinem Bruder
ging es gut, ihn hatte natürlich keine Wespe gestochen. Und so hat er mir die
ganze Zeit mit seinen Essensgeschichten in den Ohren gelegen. Allerdings hat er
mich schon ein bisschen neugierig gemacht auf Frankreich. Als ich wieder
einigermaßen aus den Augen gucken konnte, habe ich mir das Buch „Bonjour la France!“ vorgenommen. Es ist von einem deutschen Journalisten geschrieben und
man erfährt viel über die Eigenarten unserer Nachbarn. Und ein bisschen lernt
man auch ihre Sprache. Als Heinrich mal wieder von einem Essen schwärmte, das er
dann auch noch gespreizt délicieux nannte, habe ich gesagt: „Oh, putain!“ Das hat mir böse Blicke von Cara eingetragen, denn sie flucht nicht.
Sagt sie. Sie soll sich aber nicht so haben. Schließlich heißt es nur: "Verdammt, aber auch!" Wenn sie anscheinend angestrengt
etwas schreibt, sagt sie öfters: „Zut, alors!“ Früher dachte ich, das sei ein Mantra, um sich
zu konzentrieren. Nein, es heißt schlicht: „Verdammt, noch mal!“ Das zeigt mal wieder, wer Fremdsprachen kann,
ist klar im Vorteil.