Rapunzel, sag doch was! |
Es war sehr traurig, doch ich
habe mich für immer von Rapunzelchen verabschieden müssen. Meine Leser erinnern
sich sicher, ich habe vor einem Jahr versucht, an den Wurzeln von Pflanzen zu
horchen, um sie zu verstehen (links ein Foto zur Erinnerung). Und dazu boten sich natürlich Orchideen mit ihren
langen Luftwurzeln an. Auch jetzt hatte Rapunzel zwar immer noch lange Wurzeln,
aber alle waren verholzt und sie hatte Blatt für Blatt verloren, an Blüten
war schon lange nicht mehr zu denken. Ein Bild des Jammers! Kurz gesagt, Rapunzel ist tot.
Nun gibt es ja Menschen, die
werfen dann Pflanzen einfach so in den Müll. Das geht gar nicht, zumal sie hier
jahrelang wundervoll geblüht und mich erfreut hat. Und so sind Cara und ich gestern Abend in den kleinen Park gegangen,
als Helene Fischer zur Hochform auflief und auch Bayern München gegen den VfB Stuttgart, also zur besten Sendezeit. Denn Zuschauer wollten wir nicht
haben, als wir das kleine Loch für das hingeschiedene Pflänzchen gruben. Natürlich blieben wir dennoch nicht
unbemerkt. Hundebesitzer sind ja wohl immer unterwegs und manche haben ihren
Pfiffi nicht ganz im Griff. Ich konnte gar nicht so schnell gucken, wie ein Schäferhund angaloppiert kam. Schwupps, schon
hatte ich seine lange, feuchte Zunge im Gesicht. „Hilfe, mich hat ein Hund
geküsst!“, hätte Lucy gerufen und ich am liebsten auch. Dann rannte der Hund
aber schnell wieder weg, denn sein Herrchen hatte ihn zur Räson und in unsere
Richtung „Entschuldigung!“ gerufen. Da kann man noch nicht mal in Ruhe
seine Lieblingsorchidee unter einer alten Trauerweide begraben und ein bisschen um sie weinen! Komme mir jetzt kein
Schlaumeier und denke, Tiere können doch gar nicht lachen und weinen. Und was
ist dann mit den Krokodilstränen? Na? Und außerdem kann man auch nach innen
weinen, ganz still für sich. Das klappt übrigens mit dem Lachen auch.
Cara hat mir das bestätigt. Als
sie vor vielen Jahren ihren ziemlich
blöden Job kündigte, da hat ihr ebenso blöder Chef so verdutzt geguckt, dass
sie schnell wieder an ihren Platz gegangen
ist und in sich hinein gelacht hat, weil der Blödmann zukünftig seine unsinnigen
Vorgaben allein erfüllen müsste. So geht nach innen Lachen. Und ich habe
gestern nach innen geweint. Glücklicherweise hat Cara keinen ihrer weisen
Sprüche gesagt, wie: „Alles hat seine Zeit“, „Man muss auch loslassen können“ oder gar “Wenn
sich irgendwo eine Tür schließt, dann geht woanders eine auf“. Nein, sie hat
noch ein paar Vergissmeinnicht auf das Grab gepflanzt und dann sind wir gegangen.
Als wir wieder zu Hause waren, hatte
Kommissar Stubbe längst seinen Fall gelöst. Cara hat mir dann einen leckeren Kakao
gemacht und sich aus ihrer Zapfanlage ein Glas Rotwein eingeschenkt. Nach einer Beerdigung braucht man was Belebendes, meinte sie.
Nach der Beerdigung gibt es einen Schluck |
Und ich
habe überlegt, wie ich wieder an was Fröhliches denken kann. Schließlich muss
ich bis zum nächsten Sonntag zurück zur besten Zottellaune finden, denn dann ist
schon mein Geburtstag und Cara hat all meine Freunde eingeladen. Ich habe wohl
doch sehr betrübt geguckt, denn sie konnte es sich nun nicht länger verkneifen: „Kopf hoch, Zottel!“ Und dann kam’s: „The
show must go on!“