Montag, 24. Juni 2013

Blut ist dicker als Wasser


Sollten meine Leser mich vermisst oder gar gedacht haben, Zottel hätte keine Lust mehr zu schreiben, dann kennen sie mich schlecht. Doch auch ein Bär muss manchmal tun, was ein Bär tun muss und in seinem Leben Prioritäten setzen. Denn nun ging es erst einmal darum zu erfahren, wie es meinem Zwillingsbruder Heinrich all die Jahre ergangen ist. 

Doch davon ein anderes Mal. Immer schön eins nach dem anderen. Heute berichte ich, wie Heinrich zu mir kam. Ja natürlich, schon klar, mit Uwe im Rucksack. Doch wie ist er zu ihm gekommen?

Dazu muss man wissen, Uwe ist ein guter Beobachter. Dem entgeht nichts. Und so sah er eines Tages, dass ein Bär, der mir verdammt ähnlich sah, allein auf einer Mauer saß. Sonst weit und breit niemand zu sehen. Ein verlassener, verwaister, armer Kerl hockte da. Dennoch ist Uwe erst einmal nach Hause gegangen, weil er glaubte, ein Kind habe Heinrich vergessen. Kinder können ja richtige Schussel sein und nachher ist das Geschrei groß, wenn der Teddy gesucht wird. Eine gute Gelegenheit, um mal wieder an Thomas Müller zu erinnern, der im Weihnachtsgetümmel vergessen wurde. Kommt alles vor.

Am  nächsten Tag hat Uwe noch mal nach dem Rechten gesehen und da saß Heinrich immer noch auf der Mauer, mit hängenden Ohren und nassem, verschmutztem Fell, denn es hatte in der Nacht geregnet. Da hat er ihn mit zu sich nach Hause genommen und ihn mit Wasser und seiner holländischen Duftseife gebürstet, manchmal auch gegen den Strich. Dabei pfiff er "Wenn es Frühling wird, dann schick ich dir Tulpen aus Amsterdam" und schrubbte weiter gründlich. Hätte nur noch gefehlt, dass er meinen Bruder in die Waschmaschine gesteckt hätte.
Heinrich geht baden
 
Nun ist Heinrich nicht Meister Petz, sondern der Meister Proper unter den Teddybären. Das verstrubbelte Fell muss er hinnehmen. Doch ich habe es nicht hingenommen, dass einige meiner Geburtstagsgäste meinten, er sei gar nicht mein Zwilling, mein Fell sei nicht ganz so hell. Na, denen habe ich aber gesagt, wer hier nicht ganz helle ist. Ich werde das doch wohl besser wissen. Schließlich ist Blut dicker als Wasser. Obwohl, als ich dann zu Heinrich schaute, wie er so unbeteiligt dasaß, als ob ihn das alles nichts angehe und er nicht das Maul aufmachte, bekam ich bärige Lust, ihm so richtig eine reinzuhauen. Ich habe es aber nicht getan, sondern mich geschämt, dass ich emotional so entgleist bin. Und dann fiel mir die böse Geschichte von Kain und Abel ein. Nun habe ich Zweifel. Vielleicht ist Blut doch nicht immer dicker als Wasser.