Sollten meine Leser mich vermisst
oder gar gedacht haben, Zottel hätte keine Lust mehr zu schreiben, dann kennen
sie mich schlecht. Doch auch ein Bär muss manchmal tun, was ein Bär tun muss und in
seinem Leben Prioritäten setzen. Denn nun ging es erst einmal darum zu erfahren,
wie es meinem Zwillingsbruder Heinrich all die Jahre ergangen ist.
Doch davon ein anderes Mal. Immer
schön eins nach dem anderen. Heute berichte ich, wie Heinrich zu mir kam. Ja
natürlich, schon klar, mit Uwe im Rucksack. Doch wie ist er zu ihm gekommen?
Dazu muss man wissen, Uwe ist ein
guter Beobachter. Dem entgeht nichts. Und so sah er eines Tages, dass ein Bär,
der mir verdammt ähnlich sah, allein auf
einer Mauer saß. Sonst weit und breit niemand zu sehen. Ein
verlassener, verwaister, armer Kerl hockte da. Dennoch ist Uwe erst einmal nach
Hause gegangen, weil er glaubte, ein Kind habe Heinrich vergessen. Kinder
können ja richtige Schussel sein und nachher ist das Geschrei groß, wenn der Teddy gesucht wird. Eine gute Gelegenheit, um mal wieder
an Thomas Müller zu erinnern, der im Weihnachtsgetümmel vergessen wurde. Kommt alles vor.
Am nächsten Tag hat Uwe noch mal nach dem Rechten
gesehen und da saß Heinrich immer noch auf der Mauer, mit hängenden Ohren und nassem,
verschmutztem Fell, denn es hatte in der Nacht geregnet. Da hat er ihn mit zu sich nach Hause genommen
und ihn mit Wasser und seiner holländischen Duftseife gebürstet, manchmal auch
gegen den Strich. Dabei pfiff er "Wenn es Frühling wird, dann schick ich dir
Tulpen aus Amsterdam" und schrubbte weiter gründlich. Hätte nur noch gefehlt, dass er meinen Bruder in die
Waschmaschine gesteckt hätte.
Heinrich geht baden |
Nun ist Heinrich nicht Meister
Petz, sondern der Meister Proper unter den Teddybären. Das verstrubbelte Fell
muss er hinnehmen. Doch ich habe es nicht hingenommen, dass einige meiner Geburtstagsgäste meinten, er sei
gar nicht mein Zwilling, mein Fell sei nicht ganz so hell. Na, denen habe ich aber
gesagt, wer hier nicht ganz helle ist. Ich
werde das doch wohl besser wissen. Schließlich ist Blut dicker als Wasser. Obwohl,
als ich dann zu Heinrich schaute, wie er so unbeteiligt dasaß, als ob ihn das
alles nichts angehe und er nicht das Maul aufmachte, bekam ich bärige Lust, ihm
so richtig eine reinzuhauen. Ich habe es aber nicht getan, sondern mich
geschämt, dass ich emotional so entgleist bin. Und dann fiel mir die böse
Geschichte von Kain und Abel ein. Nun habe ich Zweifel. Vielleicht ist Blut
doch nicht immer dicker als Wasser.