Unsere
Nachbarn Silvie und Robert sind nach Italien gefahren, um Pompeji zu
besichtigen und einen Blick in den Krater des Vesuvs zu wagen. Da wäre ich
gerne mit, aber Cara hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. O-Ton: „Zottel,
du warst erst im letzten Jahr in Italien. Außerdem kann man nicht immer Urlaub
machen und schon gar nicht, sich Leuten aufdrängen.“ Nun mal ehrlich, das war
keine nette Bemerkung. Im Moment läuft es zwischen uns nicht so richtig gut,
falls es meinen Lesern noch nicht aufgefallen ist. Vielleicht liegt es an meinem
letzten Beitrag, wo ich über ihren vulkanartigen Ausbruch geschrieben habe. Manchmal ist sie eben sehr empfindlich.
Doch
zum Hafengeburtstag hat sie mich zumindest mitgenommen. Die Schiffe
interessieren mich zwar nicht die Bohne, weil ich immer daran denken muss, wie
mein Bruder Heinrich und ich im Rumpf eines solchen Kahns wochenlanges
Schaukeln und Dunkelheit ertragen mussten. Ganz furchtbar! Außerdem habe ich auch
Angst, ich könnte verloren gehen im Getümmel, so wie es dem Teddy Thomas Müller
zu Weihnachten passiert ist. Versöhnt haben mich jedoch die vielen Stände mit
Essen und Trinken. Ich habe aber aufgepasst, dass Cara keine Bratwurst mit
scharfem Senf isst. Schnell habe ich sie zu den Käsespätzle gelockt. Dazu hat
sie dann noch einen Trollinger getrunken und war ganz friedlich. Danach kam das
Schönste, worauf ich bereits ungeduldig gewartet hatte. Der Himmel wurde dunkel
und es fing nicht an zu regnen, sondern ein grandioses Feuerwerk wurde gezündet. Da flogen die Raketen nur so
in den Himmel und lauter bunte Sterne fielen auf die Erde. Alle strahlten und und waren glücklich, viel mehr noch als beim Neujahrsfeuerwerk.
Wer
jetzt denkt, wegen des Feuerwerks hätte ich nicht mehr an die Reise und den
Vesuv gedacht, der kennt Zottel nicht. Allein das Hineinschmuggeln ins Flugzeug
– so ganz heimlich im Handgepäck – hätte mir Spaß gemacht. Zottel als blinder
Passagier, der seine Augen dennoch überall hat. Und dann später auf dem Vulkan,
wenn der so sein Süpplein kocht und die Lava wild blubbert, das wollte ich sehen.
Das ist für mich Abenteuer pur! Außerdem weiß man nie, wann so ein Vulkan
wieder in Wallung kommt und spuckt. Und
das ist schließlich das Spannende an der Sache, auch wenn Cara es nicht versteht
und nur den Kopf schüttelt.
Heute
dann hatte ich Post von Silvie und Robert. Sie waren auf dem Vesuv und fanden
es schon irgendwie interessant. Doch so richtig begeistert klang es nicht. Sie
hätten immer husten müssen wegen der ekligen Schwefeldämpfe. Als ob der Teufel
persönlich aus dem Krater zu ihnen sprach. Und dann waren da noch ein paar blöde
Leute in der Reisegruppe, die nicht aufhörten, Fragen zu stellen, die in jedem Reiseführer
beantwortet werden. Silvie hat nur noch die Augen verdreht, aber Robert hat immer ganz
ernsthaft Auskunft gegeben. Ich glaube, es
wäre für meine Nachbarn doch günstig gewesen, wenn sie mich dabei gehabt hätten.
Denn wohl dem, der einen Bären hat, den er im Notfall
einem anderen aufbinden kann!