Mittwoch, 7. November 2012

Stromausfall und spannende Bücher

Gemütliche Leseposition
Barack Obama hat die Wahl gewonnen und alle saßen voller Begeisterung vor dem Fernseher. Kein Wunder, dass wir heute einen Stromausfall hatten, im ganzen Häuserblock. Pech für Cara, da konnte sie nicht im Internet recherchieren. Um ihre Ungeduld zu zügeln, habe ich ihr etwas vorgelesen aus dem spannenden, skurrilen Buch, in das ich mich vertieft hatte. Ich lese, schließlich will ich meine Zeit nicht verplempern, nur weil ich nie an den PC komme. In dem Buch geht es um einen Hundertjährigen, der keine Lust hatte, seinen runden Geburtstag zu feiern und der haste nicht gesehen – und das hat wirklich niemand – aus dem Fenster geklettert ist. Hat einfach so Feier Feier sein lassen. Das muss man sich mal vorstellen, mit 100 Jahren! Ziemlich fit, der Mann! Er hatte aber auch schon viel Abenteuerliches erlebt. Überall in der Welt ist er herumgekommen und hat alle wichtigen Politiker getroffen.

Also habe ich Cara das Kapitel vorgelesen, als er 1968 in Paris war und dabei den Präsidenten Charles de Gaulle kennen lernte. Ja, da war an François Hollande noch nicht zu denken. Eines muss man aber wissen, 1968 war Paris alles andere als die Stadt der Liebe, da war dort der Teufel los: Demos, Streiks, brennende Straßenbarrikaden und Polizeieinsätze mit Wasserwerfern. War bestimmt nicht sehr schön, fast wie Krieg. Doch ich wusste, das würde Cara interessieren, denn sie mag Daniel Cohn-Bendit, und der war damals ein richtiger Revoluzzer und als Studentensprecher immer mit von der Partie. Da saß er noch nicht bei Günther Jauch in der Talk-Show und hat mit Josef Ackermann manierlich Konversation gemacht.

Als dann plötzlich der Strom wieder da war, sagte Cara nur: „Na endlich komme ich zu meinem.... „. Nein, lieber Leser, falsch geraten, „...PC“  hat sie nicht gesagt, sondern „...Kaffee“. Und dann setzte sie sich mit dem Becher Kaffee aufs Sofa und las wie gebannt in dem Buch Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand. Und ich verschwand an ihren Arbeitsplatz, sonst könnte man das hier schließlich nicht lesen.