Dienstag, 10. Juli 2012

Freundschaft, Verständnis und Missverständnisse


Mein Freund Fritz fährt zum Angeln nach Norwegen, aber nicht allein. Rainer fährt mit ihm. Als ich das erfuhr, hat es mir einen Stich versetzt, denn mich hat er nicht gefragt, ob ich mitkommen möchte. Zuerst habe ich gedacht, die beiden Männer haben Angst, dass ich die Nase vorn habe mit meiner besseren Fangtechnik. Und wer lässt sich schon gern ins Aus manövrieren?! Doch das ist nicht der wahre Grund. Rainer sagte, es sei gefährlich für Bären wie mich. Das wollte mir nicht einleuchten, schließlich sind wir sprichwörtlich bärenstark. Doch er meinte, es gäbe dort viele Zecken und wenn es sich solch ein Insekt in meinem Zottelfell erst einmal gemütlich gemacht hat und zusticht, könne das böse Folgen haben. Zuerst habe ich gedacht, er spinnt und will mir was vormachen. Doch seine Frau Silke hatte auch mal solch einen Zeckenstich und hat das nicht bemerkt, obwohl sie kein dickes Fell hat. Danach hatte sie immer Gliederschmerzen, konnte nicht schlafen und hat gejammert: „Ach, alle Knochen tun mir weh, nun werde ich alt.“ Rainer konnte das nicht mehr hören und hat sie zum Arzt geschickt und der hat schnell festgestellt, dass das von einer Zecke kommt. Er hat Silke Tabletten verschrieben und schon ging es ihr von Tag zu Tag besser. Seitdem ich das weiß, bin ich nicht mehr enttäuscht, schließlich waren die beiden Männer um meine Gesundheit besorgt. Denn krank sein, ist nicht schön. Ich erinnere mich noch an Pfingsten, da taten mir auch alle Glieder weh.

Doch das Tollste kommt ja noch. Wenn die beiden mit dem dicken Fischfang zurück sind, wird bei Rainer und Silke auf der Terrasse gegrillt. Toll fand ich das allerdings nur im ersten Moment, dann erinnerte ich mich, wie Rainer im letzten Jahr beinahe alles verdorben hätte. Man soll es nicht glauben, aber er hat fast alle Würstchen auf dem Rost zu Kohle werden lassen. Ein paar konnte Fritz noch retten. Er hatte es im letzten Moment gesehen und das war unser Glück. Silke hat nur den Kopf geschüttelt, tief eingeatmet und ist in die Küche gegangen. Dann hat sie ein paar Zucchini und Auberginen auf den Grillrost gelegt und für mich zusätzlich eine Banane, auf die nachher Honig kam. Und so mussten wir an dem Abend nicht nur trocken Brot essen. 

Nun sollen Fritz und Rainer mal schön zum Fischen fahren. Eines aber wird Fritz bestimmt bedauern, dass er in Norwegen meine Blogeinträge nicht lesen kann. Denn man muss wissen, er hat noch ein uraltes Handy, mit dem er nicht ins Internet kommt. Ja, da hat er dann Pech gehabt.

Das alte Handy von meinem Freund Fritz