Sonntag, 11. Januar 2015

Paddington – very british


Das neue Jahr hat recht stürmisch begonnen. Sogar Cara ist zuhause geblieben, hat zwar oft den Fernseher angestellt, um informiert zu sein, letztlich aber eine DVD mit dem Titel „16 Uhr 50 ab Paddington“ eingeschoben. 

Ich erwartete also, dass dieser englische Bär mit Schlapphut und braunem Mantel erscheint. Doch zu sehen bekam ich einen Krimi. Ich hätte es wissen müssen, Cara liebt Krimis, vor allem wenn sie in England spielen. Es war leider auch noch ein Schwarz-Weiß-Film, ziemlich langweilig, wenn man mich fragt. Somit achtete ich weniger auf die Handlung, sondern hing meinen Gedanken nach.

„Du, Cara, ich will ja nicht stören, aber wieso heißt dieser englische Bär nicht Jimmy, John oder Henry, sondern Paddington wie die Londoner Bahnstation?“ „Zottel, nicht jetzt, lass mich den Film gucken.“ Ehrlich gesagt, hatte ich die Vermutung, sie wusste es nicht, warum der Bär solch einen komischen Namen hat und darum ließ ich nicht locker. „Ich finde das seltsam, da könnte ich ja Schlump heißen oder Blankenese.“ Cara seufzte tief und stoppte die DVD. „Pass mal auf, Zottel, Paddington heißt Paddington, weil er auf der Bahnstation gefunden wurde.“ Das hat mich geschockt. „Oh, hat man ihn etwa ausgesetzt, so wie Jens Eltern Heinrich auf die Mauer gelegt haben?“ „Nein, Zottel, Paddington ist als blinder Passagier per Schiff aus dem finstersten Peru gekommen. Dann hat er in London um Asyl gebeten und eine Familie hat ihn bei sich aufgenommen. Das ist seine Geschichte.“ Da hat es mir die Sprache verschlagen. Ein Bär mit Migrationshintergrund! Und Glück hat er gehabt mit seiner Familie. Der Mann war zwar erst reichlich skeptisch, aber die Frau hat gleich ihr großes Herz bewiesen und gemeint, man könne ihn ja nicht so  allein draußen in der Kälte stehen lassen.

Ehrlich gesagt, dass Paddington aus Peru stammt, hätte ich nun nicht gedacht. Da vermutet man doch, dass er einen bunten, gewebten Poncho trägt, Panflöte spielt und eine Strickmütze auf dem Kopf hat. But he looks very british, wenn ich das mal so sagen darf. Na ja, meine Leser wüssten ja auch nicht, dass Heinrich und ich aus Asien stammen, hätte ich es nicht hier im Blog ausgeplaudert. Ich finde, Paddington hat ganz schön Glück gehabt mit seiner englischen Familie. Heinrich und ich aber auch, denn nicht nur Cara ist es völlig egal, aus welchem Land wir stammen, auch ihre Nachbarn und Freundinnen interessiert es nicht. Sie lieben uns, wie wir sind, auch wenn wir manchmal ganz schön nerven und während eines Films Fragen stellen, die stören.