Dienstag, 4. Juni 2019

Zottel bringt Coco in die Klinik



Coco  - noch gesund und fit
Mein Freund Coco hat ein Problem. Er hat ganz offensichtlich einen Riss in der Schulter und – wie sich alle vorstellen können – heftige Schmerzen. 

Leo meinte, er solle sich nicht so affig anstellen. Da bin ich aber gepflegt ausgerastet und habe ihm eins auf die Nase gegeben. Sieht jetzt etwas schief aus, seine Nase. Von wegen: Gut gebrüllt, Löwe!
Da gab's was auf die Nase

Sonst bin ich eher der friedliche Typ, meine ich jedenfalls, aber da hat es mir gereicht. Ich weiß nämlich genau, wie sehr so etwas schmerzt. Eine unserer Nachbarinnen musste auch an der Schulter operiert werden. Noch Wochen später war das nicht ganz in Ordnung. Keine Krankheit für Ungeduldige.

Ich habe Cara, die Cocos Problem noch nicht erkannt hatte, schnell die Wunde gezeigt. Meinen Lesern zeige ich die Wunde nicht, damit zarten Gemütern nicht schlecht wird. Ich fragte mich allerdings auch, wieso Cara so etwas nicht schon längst entdeckt hatte. Wenn es ums Shoppen geht, da wird jede noch so kleine Tasche mit Glitzerkram sofort bemerkt und mit strahlenden Augen bewundert.

Cara hatte schnell begriffen, dass es mit meiner Stimmung nicht zum Besten stand, und meinte knapp: „Das muss genäht werden.“ Als ich erleichtert aufatmete, weil ich dachte, dann könne sie das ja tun, bekam ich zu hören: „Nee, Sticheleien liegen mir nicht.“ Da ich den Eindruck hatte, sie wolle sich vor der Verantwortung und auch der Arbeit drücken, habe ich sie bei der Hand genommen und von einer zur anderen Stickerei geführt, die hier hängen und sehr wohl von ihr gestichelt wurden. 
Indios in Kreuzstich. Ich höre geradezu, wie
sie auf der Panflöte "El Condor pasa" spielen.
Jetzt geht es Stich für Stich nach Japan
Cara hat auch einen Vogel
Doch da hat sie nochmals mit dem Kopf geschüttelt und mich belehrt: „Zottel, das sind andere Stiche. Nur Mediziner können eine solche Wunde mit einem ganz, ganz dünnen Faden und einer speziellen Stichtechnik verschließen.“ Ich fragte mich, ob sie sich nun dumm herausreden wollte oder Recht hatte. 

Doch dann kam sie flink mit einem Rat um die Ecke, denn herzlos ist sie nicht. Im Internet hatte sie gelesen, dass im vergangenen Jahr, das Uniklinikum Eppendorf bei einem Straßenfest Teddybären versorgt hatte. Ganz groß stand da: Teddybärenklinik Hamburg. "Dann werden die das ja wohl ständig tun", mutmaßte sie. "Wäre ja sonst sehr seltsam." Das klang zwar logisch, aber wer will schon auf der Straße behandelt werden, außer in einem Notfall? 

Also machte ich mich ebenfalls auf die Suche und fand, dass es seit kurzem in Hannover eine Klinik gibt, die Stofftiere behandelt. Das fand ich cool, denn so würde nicht nur Coco geholfen, wir würden auch mal wieder mit der Bahn fahren. Cara war nicht so begeistert, obwohl ja Hannover ihre Heimatstadt ist. Aber sie mag nicht gern mit der Bahn fahren. Nein, es wird ihr nicht schlecht von dem Geruckel. Doch die Bahn hat oft Verspätung und es kann voll sein und für Gepäck ist auch nicht immer genügend Platz und es wird laut telefoniert im Großraumwagen und die kleinen Kinder dürfen kreischend herumlaufen. Das alles nervt sie. Sie regt sich eben schnell auf. Und so sagte sie mit ernster Miene zu mir: "Wenn ein Kind dich ansieht und sagt: "Oh, ist das aber ein süßer Teddy!", dann drehst du dich gefälligst weg oder machst ein abweisend böses Gesicht." 

Dazu sage ich jetzt mal nichts, denn letztlich konnte ich sie zu der Fahrt überreden. Schließlich musste Coco geholfen werden. Also ab nach Kassel! Ach nee, so weit müssten wir ja gar nicht fahren. Ab nach Hannover! Ich bin gespannt, was uns dort erwartet außer der Hilfe für Coco. Ich setze auch ein bisschen auf einen Besuch im Zoo, denn da befindet sich die Klinik. Vielleicht gibt es dort auch Bären und vor allem Affen, mit denen Coco sich unterhalten kann. Dann wird er bestimmt wieder schnell gesund. 

Und zum Schluss spendiert uns Cara garantiert ein Eis. Man muss Wunden kühlen und erregte Gemüter auch.