Donnerstag, 6. Oktober 2016

Herzig und herzhaft – auf jeden Fall herzlich


Ich hab ein Herz für alle Feste
Vor ein paar Wochen waren wieder viele auf der Wiesn, zumindest tat man auch in Norddeutschland so. Alle gingen zu irgendeinem Oktoberfest, fast alle. Cara hat sich wie jedes Jahr geweigert. Sie mag kein Bier. Von Schweinshaxn hält sie auch nichts und Würste sind ihr wurscht. Sie will sich auch nicht in ein Dirndl zwängen, ist eben eine echte Norddeutsche. Sagt jemand: „Oh wie schön, Oktoberfest!“  ist das einzige, was sie braucht, ein Kropfband, solch einen dicken Hals bekommt sie dann, vor allem, wenn sie an die Blasmusik und das Schunkeln denkt. Ihre Freundinnen sind da viel gelassener. Hauptsache feiern. Und so finden sie, dass Cara eine Spaßbremse ist, was sie ihr dann auch noch singend zeigen: “Herzilein, du musst nicht traurig sein, ich weiß, du bist nicht gern allein und schuld ist doch nur der Wein.“ Ja, ihre Freundinnen wissen, Cara trinkt nur Wein, und das sehr gern. Hilft nichts, zum Oktoberfest muss sie ihn allein trinken.   

Da nun das Alleinsein nicht immer Spaß macht, wollte mein Bruder sie überreden, wenigstens mit uns a paar Brez‘n zu essen, die könne man schließlich auch zum Wein genießen. Und anstelle des Obazda hatte Heinrich leckeren französischen Käse empfohlen. Man kann es nicht anders sagen, mein Bruder hat sich redlich bemüht. Und in den vergangenen Jahren hatte das auch funktioniert. Doch heuer, nichts zu machen. Ihr Sinn stand nach was anderem.

Lächelnd schaute sie uns an und machte es richtig spannend. Dann kramte sie aus ihrer großen Vorratsschublade das hervor, von dem sie uns hatte weismachen wollen, das gäbe es in diesem Jahr erst nach Halloween. Nein, sie hatte es natürlich schon Ende September gekauft und sagte: „Überraschung! Und ich teile herzlich gern mit euch!“ Nun sind wir der Zeit weit voraus und lassen uns die ersten Lebkuchen- und Marzipanherzen schmecken.
Oktoberfest der besonderen Art
Dazu singt Cara: „Herzilein, du musst nicht traurig sein, nur weil die Wies’n ist schon vorbei“, und dabei grinst sie hämisch.  

Bevor es noch schlimmer wird und da mein Bruder schon die Augen verdreht, werde ich jetzt ganz schnell für andere Musik sorgen. Und ich wette, bald wird kein Herzilein mehr übrig sein.