Ein Geschenk für dich oder für mich? |
Abends kam Cara spät nach Hause.
Den Karton hatten wir mitten auf ihren Schreibtisch gestellt, damit sie ihn
bloß nicht übersieht. Wäre gar nicht nötig gewesen. Ihr Blick klebte gleich an
dem Karton und sie sagte: „Ach, da ist es ja endlich, das gute Stück. Da habe
ich schon wie verrückt drauf gewartet“. Ja, das hätte schiefgehen können. Dann
hätte sie ohne Geschenk für uns dagestanden. Das wäre für sie sehr, sehr peinlich gewesen und wir hätten unsere
Enttäuschung auch nicht verbergen wollen.
Nun sollte man ja annehmen, sie hätte
das Paket versteckt. Nein, sie packte es
vor unseren Augen aus und heraus kam ein Videorecorder! Spitzfindig wie sie
ist, wollte sie uns das Ding schmackhaft machen. Da könnten wir Sendungen
aufnehmen, ich könnte mich weiterbilden, Ideen sammeln für mein Blog, und Heinrich
würde keine Kochsendung mehr verpassen. Das wäre doch eine feine Sache. Ich weiß, im Grunde
will sie mich von ihrem PC wegdrängen. Doch nicht mit mir!
Da konnte ich es mir nicht länger verkneifen: „Cara, was denkst du, was dein so
verehrter Dr. Manfred Spitzer dazu sagen würde? - "Ein Videorecorder ist ein
Baustein für die digitale Demenz“, würde er dir ins Gesicht schleudern." Meine
Leser müssen nämlich wissen, dass sie gern Bücher von Herrn Spitzer liest und auch oftmals seiner Meinung
ist. Da darf ich dann mal ganz spitzfindig sein und sie mit ihren eigenen
Waffen schlagen. Sie hörte mir aber überhaupt nicht zu, installierte unbeirrt weiter den
Recorder. Ich gebe zu, ich machte mir Sorgen. Das sollte nun unser Geschenk sein?
Gestern habe ich mich beim
Aufwachen schon gar nicht mehr gefreut, dass ich Geburtstag habe. Und das war
auch gut so, denn auf dem Tisch stand kein lecker duftender Kuchen für uns. Es
war auch überflüssig, unter dem Tisch nachzusehen, unter den war nur unser Geburtstag gefallen. Kein Vergleich zum letzten Jahr. Doch als Cara
unsere enttäuschten Gesichter sah, meinte sie: “Nun guckt nicht so. Es gibt gar kein Problem, ich habe mir was für euch ausgedacht. Allerdings PC und
Fernseher bleiben aus.“ Als ich das hörte, hatte ich so meine Bedenken, dass
ihre Wahl auf etwas fiel, das u ns so gar nicht gefiel. Hoffentlich würde es kein Besuch bei ihrem Guru Spitzer, der
vielleicht in der Stadt einen Vortrag hielt.
Doch sie machte es spannend und
verriet nichts, setzte uns in ihre riesige Tasche und los ging es. Ziel waren
die Landungsbrücken. „Ah, eine Hafenrundfahrt bei schönem Wetter“, meinte mein
Bruder. „Hoffentlich bekommen wir dort auch was Leckeres zu essen.“ Oh, er mit seinem Essen. Meine Laune segelte schon wieder Richtung Tiefpunkt. Doch plötzlich legte eine Barkasse mit der Aufschrift "König der Löwen" an. Ich konnte es nicht fassen. Wir fuhren zu diesem tollen Musical. Und was soll ich sagen, es war so beeindruckend, dass wir auf der Rückfahrt immer nur riefen: Hakuna matata! Falls jemand
es nicht weiß, das bedeutet: Es gibt kein Problem! Und jetzt wollen wir noch
mal hin und einen Blick hinter die Kulissen werfen. Das kriegen wir schon hin und ich weiß auch schon wie:
Hakuna matata!