Wer denkt, Zottel schreibt seine
Memoiren und hat deshalb Ostern verpasst, der hat sich aber geschnitten. Während
ich alles aufschreibe, was ich erlebt habe, muss ich schließlich auch mal eine
Pause einlegen, in Erinnerungen – guten oder schlechten – schwelgen und nachdenken.
Dabei fiel neulich mein Blick auf den Kalender
und die Oster-Deko, die Cara hier geschäftig verteilte.
Das ließ mich auf
Sonntag hoffen. Und ich wurde nicht enttäuscht. Auch in diesem Jahr gab es ein
Nest voller leckerer Schokoladeneier.
Inzwischen hat Cara aber darauf
verzichtet, die Eier zu verstecken. Ich finde, das ist genau solch eine
Albernheit wie die Geschichte vom Osterhasen, der durch die Gegend hoppelt und
dann die Eier fallen lässt. Das Einzige, was er fallen lässt, ist alles andere
als aus Schokolade. Also, was sollen diese blöden Geschichten?
Dennoch fing Ostern in diesem Jahr nicht harmonisch an. Cara und ihre
Freundinnen sind am Samstag zum Osterfeuer gezogen. Ich mag das nicht und wollte nicht
mit. Die U-Bahn ist dann rappelvoll und ich habe Angst, dass ich verloren gehe
und nicht wieder nach Hause finde. Ja, braucht keiner so erstaunt zu gucken,
Zottel darf auch mal Angst haben. Außerdem wird dort zu viel getrunken und ich kann
keine Menschen leiden, die laut sind und nach Bier und Schnaps stinken.
Cara und ihre Freundinnen sind
wohl zu einer ähnlichen Einsicht gekommen, denn
sie waren schnell wieder hier und machten lange Gesichter. Cathy hatte
jemand sein Bier über ihre Jacke gekippt. Biggie, der Shopping-Queen, war
jemand auf ihre neuen Sneakers getreten und hatte sie damit ruiniert. Sie konnte
sich gar nicht mehr beruhigen und sagte ständig: „So ein Vollidiot, so ein
unglaublich trampliger Vollidiot!“ Und Cara hatte ihr Portemonnaie verloren
oder es wurde ihr geklaut. Ich sage es immer wieder, diese Menschenaufläufe sind nicht ohne,
aber auf mich hört ja keiner.
Wie sollte man nun die Ladies aufmuntern?
Mein Bruder Heinrich, der ja meint, mit gutem Essen sei alles zu retten, hat
schnell alle Mini-Pizzen aufgebacken, die unser
Froster hergab, und das waren zwei große Bleche voll. Jetzt aufgepasst, ich war ganz mutig und habe den Anfang
meiner Memoiren vorgelesen, um schon mal das Gefühl dafür zu bekommen, wie es ist, eine Lesung zu halten. Die Mädels haben geschmunzelt und manchmal auch laut
gelacht. Nun weiß ich nicht, ob das ein gutes Zeichen war. Na ja, auf jeden Fall
haben Heinrich und ich für gute Laune gesorgt. Manchmal sind wir eben ein
Dream-Team.
Nur eines macht mir Sorgen, Heinrich
hat zwar die kleinen Pizzen gebacken und serviert, sah aber sehr verdruckst aus.
Irgendetwas stimmt nicht mit ihm. Er rückt aber nicht mit der Sprache raus. Ich vermute, er hat in seinem Koch- und
Backwahn versucht, selbst Schokoladeneier herzustellen, so schöne wie bei Monsieur Toddier, und sie sind ihm misslungen. Was immer auch der Grund für seine gedrückte Stimmung ist, ich
finde es heraus, denn man nennt mich nicht grundlos den Hercule Poirot unter
den Bären.