Montag, 21. April 2014

Zottel und Ostern


Wer denkt, Zottel schreibt seine Memoiren und hat deshalb Ostern verpasst, der hat sich aber geschnitten. Während ich alles aufschreibe, was ich erlebt habe, muss ich schließlich auch mal eine Pause einlegen, in Erinnerungen – guten oder schlechten – schwelgen und nachdenken. Dabei fiel neulich mein Blick auf den Kalender und die Oster-Deko, die Cara hier geschäftig verteilte. 

Das ließ mich auf Sonntag hoffen. Und ich wurde nicht enttäuscht. Auch in diesem Jahr gab es ein Nest voller leckerer Schokoladeneier.
 
Inzwischen hat Cara aber darauf verzichtet, die Eier zu verstecken. Ich finde, das ist genau solch eine Albernheit wie die Geschichte vom Osterhasen, der durch die Gegend hoppelt und dann die Eier fallen lässt. Das Einzige, was er fallen lässt, ist alles andere als aus Schokolade. Also, was sollen diese blöden Geschichten?

Dennoch fing Ostern in diesem Jahr nicht harmonisch an. Cara und ihre Freundinnen sind am Samstag zum Osterfeuer gezogen. Ich mag das nicht und wollte nicht mit. Die U-Bahn ist dann rappelvoll und ich habe Angst, dass ich verloren gehe und nicht wieder nach Hause finde. Ja, braucht keiner so erstaunt zu gucken, Zottel darf auch mal Angst haben. Außerdem wird dort zu viel getrunken und ich kann keine Menschen leiden, die laut sind und nach Bier und Schnaps stinken.

Cara und ihre Freundinnen sind wohl zu einer ähnlichen Einsicht gekommen, denn  sie waren schnell wieder hier und machten lange Gesichter. Cathy hatte jemand sein Bier über ihre Jacke gekippt. Biggie, der Shopping-Queen, war jemand auf ihre neuen Sneakers getreten und hatte sie damit ruiniert. Sie konnte sich gar nicht mehr beruhigen und sagte ständig: „So ein Vollidiot, so ein unglaublich trampliger Vollidiot!“ Und Cara hatte ihr Portemonnaie verloren oder es wurde ihr geklaut. Ich sage es immer wieder, diese Menschenaufläufe sind nicht ohne, aber auf mich hört ja keiner.

Wie sollte man nun die Ladies aufmuntern? Mein Bruder Heinrich, der ja meint, mit gutem Essen sei alles zu retten, hat schnell alle Mini-Pizzen aufgebacken, die unser Froster hergab, und das waren zwei große Bleche voll. Jetzt aufgepasst, ich war ganz mutig und habe den Anfang meiner Memoiren vorgelesen, um schon mal das Gefühl dafür zu bekommen, wie es ist, eine Lesung zu halten. Die Mädels haben geschmunzelt und manchmal auch laut gelacht. Nun weiß ich nicht, ob das ein gutes Zeichen war. Na ja, auf jeden Fall haben Heinrich und ich für gute Laune gesorgt. Manchmal sind wir eben ein Dream-Team.

Nur eines macht mir Sorgen, Heinrich hat zwar die kleinen Pizzen gebacken und serviert, sah aber sehr verdruckst aus. Irgendetwas stimmt nicht mit ihm. Er rückt aber nicht mit der Sprache raus. Ich vermute, er hat in seinem Koch- und Backwahn versucht, selbst Schokoladeneier herzustellen, so schöne wie bei Monsieur Toddier, und sie sind ihm misslungen. Was immer auch der Grund für seine gedrückte Stimmung ist, ich finde es heraus, denn man nennt mich nicht grundlos den Hercule Poirot unter den Bären.