Montag, 8. April 2013

Der Bär hat seine Schuldigkeit getan, der Bär kann geh’n


Gestern sagte Cara zu mir, wir sollten doch endlich mal meinen Schokoladenbären essen, den ich zu Weihnachten bekommen habe. Seine Zeit sei gekommen. Dabei tippte sie so lange mit dem Zeigefinger auf das Verfallsdatum, bis es nicht mehr zu lesen war.  

Ich hatte schon Appetit auf was Süßes. Doch stand mir nicht der Sinn danach, dem armen Bären das Ohr abzubeißen. Er hat doch wie ich auch ein Herz, und das auf dem rechten Fleck. Da habe ich Skrupel. Nenne man mich ruhig sentimental! 


Ich erinnere mich noch daran, wie es dem armen Osterhasen im letzten Jahr ergangen war. Auf jeden Fall habe ich meine Gefühle und vor allem meine Gier im Griff, was man nicht von allen behaupten kann.

Cara hat nur den Kopf geschüttelt, tief eingeatmet und dann das Haus verlassen. Keine Viertelstunde später war sie wieder da, mit zwei Tafeln dieser quadratischen Schokolade in der Hand, die einem weismachen will, dass man Sport treibe, wenn man sie isst. Nun ja, Cara hat in den Alpen mit der Vollmilch-Tafel Sport gemacht, indem sie sich genüsslich und langsam Stück für Stück in den Mund schob. Danach hat sie die Zartbitter-Tafel von allen Seiten angesehen, als ob sie das Kleingedruckte auswendig lernen wollte. Schließlich hat sie mir das dunkelbraune Quadrat lächelnd rübergeschoben. Danke, Cara, nicht nur die Schokolade, auch die Botschaft ist angekommen!