Montag, 8. September 2014

Auf dem Weg zu George Clooney



Alles Wichtige ist eingepackt
Mein Koffer ist gepackt und ich werde verreisen. Zuerst einmal geht es ins Tessin. Als ich das meinem Bruder sagte, strahlte er und meinte: „Dann darfst du keinesfalls den Film  versäumen, bei dem man essen kann, und zwar Spezialitäten aus der Region.“ Typisch mein Bruder.

Doch ich fahre nicht wegen des Essens in den Urlaub. In meinem Gepäck befindet sich neben Badesachen und Sonnencreme auch das Manuskript meiner Memoiren. Ja, da staunen einige, dass ich schon so weit bin. Und eben dieses Manuskript will ich einem erfahrenen Journalisten vorlegen, um zu hören, was er davon hält. Er wohnt ganz in der Nähe vom Comer See und dort werde ich ihn aufsuchen. Gut, ein kleines Handicap gibt es schon. Er hat einen Hund. Doch das Wagnis gehe ich ein, denn der Hund und ich haben zwei Dinge gemeinsam, wir lassen keine Katzen in unsere Nähe und mit uns ist man in unserer Jugend sehr hässlich umgegangen. Ihn hat man in ein Tierheim in Lugano gesteckt und mich in einen Sonderangebotskorb bei Douglas, draußen vor der Tür. Das verbindet. 

Vielleicht fragen sich jetzt meine Leser und Leserinnen, warum ich ausgerechnet zu diesem Journalisten muss. Nun, so viele kenne ich nicht, ihn eigentlich auch nur, weil ich Cara öfters unbemerkt über die Schulter schaue, wenn sie sich bei Facebook herumtreibt. Außerdem hat sie mal über ihn gesagt: „Der macht sogar aus einem Nachruf was ganz Besonderes.“ Das war, als Loki Schmidt gestorben war. Und solche Bemerkungen vergesse ich natürlich nicht. Ein bisschen Angst habe ich schon, dass er nicht gut findet, was ich geschrieben habe, und dass er viel Arbeit mit den Korrekturen und Kürzungen hat. Doch er soll es ja auch nicht umsonst machen, ich werde mich in die Küche stellen und Ravioli herstellen. Schließlich habe ich das bei Marias Eltern in Ligurien gelernt. Und das weiß ja nun jeder, Nudeln machen glücklich und stimmen milde.

Nächste Etappe: Comer See
Mit dem korrigierten Manuskript im Koffer reise ich dann zu George. Komme mir nun keiner damit, dass er doch jetzt heirate und man sich seiner Villa nicht nähern dürfe. Wir leben in einer schnelllebigen Zeit. Wenn ich bei George auf der Terrasse erscheine und ihm die Hauptrolle  in der Verfilmung meiner Memoiren anbiete, dann ist die Heirat längst gegessen. Ich sehe schon vor mir, wie unser Warm-up-Gespräch abläuft, wie er mich anschaut, so wie er immer schaut, und fragt: „Nespresso?“ Und ich werde selbstverständlich antworten: „What else?“