Alles Wichtige ist eingepackt |
Mein Koffer ist gepackt und ich
werde verreisen. Zuerst einmal geht es ins Tessin. Als ich das meinem Bruder
sagte, strahlte er und meinte: „Dann darfst du keinesfalls den Film versäumen, bei dem man essen kann, und zwar
Spezialitäten aus der Region.“ Typisch mein Bruder.
Doch ich fahre nicht wegen des
Essens in den Urlaub. In meinem Gepäck befindet sich neben Badesachen und
Sonnencreme auch das Manuskript meiner Memoiren. Ja, da staunen einige, dass
ich schon so weit bin. Und eben dieses Manuskript will ich einem erfahrenen
Journalisten vorlegen, um zu hören, was er davon hält. Er wohnt ganz in der
Nähe vom Comer See und dort werde ich ihn aufsuchen. Gut, ein kleines Handicap
gibt es schon. Er hat einen Hund. Doch das Wagnis gehe ich ein, denn der Hund
und ich haben zwei Dinge gemeinsam, wir lassen keine Katzen in unsere Nähe und
mit uns ist man in unserer Jugend sehr hässlich umgegangen. Ihn hat man in ein
Tierheim in Lugano gesteckt und mich in einen Sonderangebotskorb bei Douglas,
draußen vor der Tür. Das verbindet.
Vielleicht fragen sich jetzt meine
Leser und Leserinnen, warum ich ausgerechnet zu diesem Journalisten muss. Nun,
so viele kenne ich nicht, ihn eigentlich auch nur, weil ich Cara öfters unbemerkt
über die Schulter schaue, wenn sie sich bei Facebook herumtreibt. Außerdem hat
sie mal über ihn gesagt: „Der macht sogar
aus einem Nachruf was ganz Besonderes.“ Das war, als Loki Schmidt gestorben
war. Und solche Bemerkungen vergesse ich natürlich nicht. Ein bisschen Angst
habe ich schon, dass er nicht gut findet, was ich geschrieben habe, und dass er
viel Arbeit mit den Korrekturen und Kürzungen hat. Doch er soll es ja auch
nicht umsonst machen, ich werde mich in die Küche stellen und Ravioli
herstellen. Schließlich habe ich das bei Marias Eltern in Ligurien gelernt. Und
das weiß ja nun jeder, Nudeln machen glücklich und stimmen milde.
Nächste Etappe: Comer See |
Mit dem korrigierten Manuskript
im Koffer reise ich dann zu George. Komme mir nun keiner damit, dass er doch
jetzt heirate und man sich seiner Villa nicht nähern dürfe. Wir leben in einer
schnelllebigen Zeit. Wenn ich bei George auf der Terrasse erscheine und ihm die
Hauptrolle in der Verfilmung meiner
Memoiren anbiete, dann ist die Heirat längst gegessen. Ich sehe schon vor mir,
wie unser Warm-up-Gespräch abläuft, wie er mich anschaut, so wie er immer
schaut, und fragt: „Nespresso?“ Und ich werde selbstverständlich antworten: „What
else?“