Mittwoch, 16. September 2015

Der Tag der Teddybären - eine Enttäuschung


Genau vor einer Woche, also  am 9. September, war der Tag der Teddybären. Ich wusste das und habe mal abgewartet, ob was überraschend Schönes passiert. Im Grunde hatte ich fest damit gerechnet, denn ich weiß, was ich wert bin. Ich dachte an einen leckeren Kuchen, der auf den Tisch kommt, oder dass uns jemand einen Kartengruß schickt. Fehlanzeige. Doch damit nicht genug. Es hat in diesem Jahr auch niemand von meinem und Heinrichs Geburtstag Notiz genommen. Den kann man doch gar nicht vergessen, da werden Zwillinge unter dem Zeichen  Zwillinge geboren! Doch auch dieses Fest ist unter den Tisch gefallen. Jetzt war es Zeit für klare Worte.

Also habe ich Cara gesagt, wie sehr enttäuscht ich doch sei. Sie wusste angeblich nichts vom Tag der Teddybären. Aber den Tag des Nougats kannte sie schon, weil sie das süße Zeug so gern isst. „An deinen Geburtstag habe ich dich bewusst nicht erinnert, weil du da doch immer so traurig wirst“, sagte sie mit betroffener Miene. Was für eine billige Ausrede! Traurig war ich nur in den Jahren, als ich ihn ohne Heinrich feiern musste, weil man uns getrennt hatte und ich nicht wusste, wo er steckt und wie es ihm geht.  Aber nun freue ich mich auf den 9. Juni wie Bolle und Heinrich auch. Nur mein Bruder zeigt das nicht so offensichtlich. Er ist es nicht gewohnt, diesen Tag zu feiern, denn Jens, bei dem er zuvor  lebte,  hat das immer ignoriert. Da hatte ich es vergleichsweise gut. Doch das ist kein Grund, nun davon abzuweichen. Da heißt es, Besitzstand wahren! Oder wie Cara neulich über einen Auftraggeber sagte: "Man darf nicht alles mit sich machen lassen, da verliert man nur die Achtung vor sich selbst. Und die anderen halten einen noch für einen Trottel, der nicht kapiert, dass er ausgenutzt wird. Das nimmt dann gar keine Ende und wird immer schlimmer. Man muss Grenzen setzen."

Schlaue Worte, dachte ich und wollte mich danach richten. Also habe ich noch ein bisschen die Schultern hängen lassen und ihr damit ein schlechtes Gewissen gemacht. Zu Monsieur Toddier ist sie zwar nicht gegangen und hat keine schöne Torte gekauft, aber immerhin hat sie das Shortbread  herausgerückt. Das hatte neulich Cathy mitgebracht. Die ist ja so vernarrt in alles Britische. Ich muss gestehen, es war sehr lecker, und letztlich haben wir Glück gehabt, dass Cara und Cathy es nicht schon am Samstag bei The Last Night of the Proms aufgefuttert hatten.

Leckeres Shortbread als Wiedergutmachung

Mein Bruder sucht jetzt natürlich nach Rezepten, wie man das schottische Gebäck selbst herstellen kann. Mir ist das egal. Ich fand es aber gut, dass ich meine Enttäuschung so klar gezeigt habe. Man darf sich nicht kleiner machen, als man ist. Mich jedenfalls übersieht so schnell keiner.