Montag, 17. August 2015

Smarte Phones, doch kein Schwein ruft mich an


Ich telefoniere nicht gern, das ist mir zu unpersönlich. Lieber spreche ich mit jemandem von Angesicht zu Angesicht. Also habe ich auch kein Handy oder  Smartphone, mein Bruder, Baby Lou, das Freiburger Bärle und Zottelinchen übrigens auch nicht. Doch Mandie und Goldie haben eines, aber die sind nicht hier wie auch Zotti nicht. Der wohnt bei den Nachbarn. Und wenn ich was von Zotti wissen will, dann muss ich mich zu ihm auf den Weg machen, am besten per Freeclimbing. Das hält mich fit. 

Cara hat natürlich ein Smartphone für ihre Kundenkontakte und ein älteres Handy, um mit ihren Freunden zu telefonieren, wenn sie unterwegs ist. Geht sie abends weg, nimmt sie nur das Privathandy mit, denn sie lebt nach der Devise: Job ist Job und Schnaps ist Schnaps. Nur neulich hatte sie irrtümlich das Smartphone mitgenommen und wir hatten Zugriff auf ihr privates Handy. Da musste ich doch mal schauen, warum das alle Menschen so in seinen Bann zieht. Neulich konnte ich nämlich vor unserer Tür einen Beinah-Unfall beobachten. Ein Radfahrer hatte in der linken Hand sein Handy und guckte begeistert auf das Display. Da er einen Affenzahn drauf hatte, sah er die Mutter mit dem Buggy nicht, die mit ihrem schon wieder gerundeten Bauch die Karre schubbste, in der linken Hand einen Becher Latte Macchiato hielt und versonnen das Smartphone in ihrer rechten anlächelte, als sei es ihr Kind im Buggy. Wie schon gesagt, es ist noch mal gut gegangen. Er konnte gerade noch stoppen, nannte sie "doofe Kuh" und sie ihn "geschwindigkeistgeiler Rüpel".

Da Caras Handy hier nun  herumlag, wollte ich doch ergründen, was an solch einem Ding so fesselnd ist, dass die Menschen alles um sich herum vergessen. Schade, es hatte kein Wisch-wisch-Display, eben ein Handy. Aha, man konnte mit dem Ding auch rechnen, sich wecken lassen und sogar spielen. Das fand ich zwar cool, kannte es aber bereits von meinem Tablet-PC. Heinrich fand heraus, dass man jemandem auch eine kurze Nachricht schicken kann. Das haben wir dann gemacht. Erst mal eine an Biggie, die Shopping-Queen.  Sie sollte denken, die käme von Cara. Also schrieben wir: „SALE in der Europa-Passage.“ Dann setzten wir ein Smiley. „Morgen vor Douglas, 18 Uhr? LG Cara.“ Auf senden gedrückt und schon sauste das Ding ab. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: „Super!!! Bussi Biggie“ und drei Smileys. Das war schon mal ein geglückter Versuch. Nur man hätte eigentlich auch in aller Ruhe vom Festnetz aus anrufen und etwas länger sprechen können, wenn man wirklich Cara gewesen wäre.

Dann hatten wir genug vom Schreiben auf den kleinen Tasten. Ist eine richtige Fummelarbeit für unsere Tatzen. Also versuchten wir es mal mit dem Telefonieren. Robert, der versteht Spaß und erzählt auch gern. Schnell seinen Namen gesucht, auf die grüne Taste gedrückt und abgewartet. Dann hörten wir ziemlich schnell einen komischen Gesang: „Kein Schwein ruft mich an, keine Sau interessiert sich für mich“. Ich legte sofort vor Schreck  auf. Was war das nun wieder? „Der geht nicht ran“, sagte  mein Bruder. „Da läuft die Mail-Box, weil er nicht gestört werden will.“ Ich guckte ihn verdutzt an und er meinte: "Hast nicht lange genug gewartet. Hättest ihm nach dem Signalton eine Nachricht hinterlassen können. Vielleicht hätte er dann irgendwann mal zurückgerufen.“ Mein schlauer Bruder. Da hatte ich genug von diesem Handy-Spiel. Was für ein Spaßvogel, dieser Robert. Meint der denn, wir hätten alle Zeit der Welt, um da noch mal und noch mal anzurufen oder auch darauf zu warten, dass er irgendwann zurückruft?! Das ist nicht meine Welt, dieser Handy-Kram. Dieses ständige Telefonieren und man kommt zu nichts und wartet auch noch. Na, kein Wunder, dass bei Robert dieser Gesang läuft. Wobei ich betonen möchte, wir sind keine Schweine, sondern Bären.  

Donnerstag, 6. August 2015

Nachbarschaft – nicht immer einfach zu leben


Sommeridylle
Seit ein paar Monaten haben wir einen neuen Nachbarn. Er hat sich artig bei allen Bewohnern vorgestellt. Zu meinem Bedauern habe ich das nicht mitbekommen, finde aber, dass sich das so gehört, wenn man irgendwo neu ist. Leider geschieht das nur noch sehr selten. Aus diesem Grund hatte der Nachbar schon mal einen Bonus bei mir und ich nannte ihn insgeheim unsere Mai-Sonne. 

Doch was sich im Mai noch so sonnig zeigte, bekommt jetzt atmosphärische Störungen. Sommeridylle, ade! Vielleicht liegt es an der Schwüle der heißen Tage. Da kommt bei vielen das Blut schnell in Wallung. So auch bei Cara. Sie spricht von ihm nur noch als von dem Grafen und guckt dabei böse. Dabei ist er gar kein Graf, denn welcher Adlige heißt schon Faulleitner!? Im Grunde muss man ihn für den Namen bedauern. 

Da ich nicht verstanden habe, warum sie ihn jetzt als den Grafen tituliert, habe ich nach dem Grund gefragt.  Da hat sie aber laut losgelegt, sodass ich gleich in Deckung ging: „Der Kerl macht einen auf „Ich bin der Nette“, aber kaum zwei Monaten später hat er vergessen, dass man „Guten Tag!“ sagt, wenn man seinen Nachbarn begegnet. Das ist mir jetzt schon mehrfach aufgefallen und nicht nur mir. Der kriegt die Zähne nicht auseinander und kann nur noch huldvoll nicken wie eine Diva.“ 
Ich versuche mich mal als Moderator
 
Nun soll man ja nicht gleich das Schlechteste von jemandem denken, dass er arrogant sei oder hochnäsig, sich als was Besseres empfindet. Ich versuchte es vorsichtig mit dem Einwand: „Vielleicht hat er eine schlimme Mandelentzündung und kann nicht sprechen. Oder er war beim Zahnarzt und hat fiese Lücken zwischen den Zähnen, die er nicht zeigen will.“ Doch alles Werben um Verständnis für den armen Herrn Faulleitner fiel nicht auf fruchtbaren Boden, im Gegenteil. Cara legte jetzt erst richtig los: „Nein, die fiesen Lücken hat der woanders, nämlich in seinem verqueren Oberstübchen. Der hält sich für was Besseres. Ich höre doch, wenn er den Bewohner unter uns trifft, der im Staatsorchester  Flöte  spielt. Dann lässt der Graf im sonoren Bariton seine Stimme erschallen. Und sie reden und reden. Da hauen sich die beiden nur so die Banalitäten um die Ohren, dass es nicht mehr auszuhalten ist. Sozusagen von Künstler zu Künstler, für den sich der Graf wohl hält. Alle anderen sind für ihn der Plebs im Haus.“ Da hatte sie aber Dampf abgelassen und den netten Flötisten gleich mit die Flötentöne beigebracht.

Ich ließ sie erst einmal ein Weilchen in Ruhe und einen dicken Riegel Schokolade verdrücken. Dann fragte ich sie: „Warum regt dich das denn so auf? Wenn der Graf nicht grüßt, dann macht er vielleicht seinem wahren Namen alle Ehre. Nick doch einfach zurück.“ Da grinste Cara und stellte sich vor den großen Spiegel. Jetzt übt sie schon seit einer Weile huldvolles Nicken. Ein bisschen muss sie noch dazulernen, dann ist sie hier die Gräfin.