Am Sonntag gab es mal wieder eine
Wahl in Deutschland, diesmal in Bremen. Und wiederum durften nur Menschen und
keine Tiere wählen. Das regt mich immer noch auf und meinen Bruder auch. Das
Schlimmste aber ist für uns, dass die
Menschen so faul sind, keine
Lust haben, sich um ihre Stadt zu
kümmern, jedenfalls die Hälfte der Bewohner nicht. Das muss man sich mal
vorstellen, sie sind nicht zur Wahl
gegangen. Für mich unfassbar. Da habe ich dann gar nicht mehr auf das Ergebnis
geguckt. Nun müssen sie damit leben, wie es gekommen ist. Und seine Stimme erheben
und jammern darf nur, wer auch am Sonntag seine Stimme abgegeben hat.
Da fragt man sich als Bär aber
auch, was eigentlich mit den Bremer
Stadtmusikanten los war. Sie hätten den Menschen ja mal auf die Sprünge helfen und
ihnen stecken können, dass wer die Wahl hat, am Ende weniger Qual hat. Sie
hatten schließlich einst auch die Wahl, sich willenlos zum Abdecker führen zu
lassen oder die Beine und damit ihr Schicksal in die Hand zu nehmen. Doch auch sie sind träge geworden
oder ihnen tut die Bewunderung durch die Touristen nicht gut. Vielleicht können
sie nur noch wie ein schön beleuchtetes Denkmal herumstehen. Doch Beleuchtung
bringt noch keine Erleuchtung und somit kam Hilfe von ihnen nicht.
Seltsam, dass ich gerade jetzt an Jean-Luc denken muss, der nun bestimmt nicht zu meinen Lieblingsmenschen zählt.
Und ich war froh, als er hier bei Cara nicht mehr auftauchte. Sein selbstgefälliges
Gerede ging mir ganz schön auf die Nerven. Eines muss man ihm allerdings
lassen. Er hat Caras Wohnzimmer tapeziert, alle Deckenleuchten angebracht, ihr
eine Kommode aus dem Hause Knut zusammengebaut, und das alles ganz allein.
Wollte Cara ihm helfen, sagte er immer: „Ich bin doch kein Bremer.“ Wieder so
ein blöder Spruch, dachte ich damals. Erst jetzt habe ich verstanden, was es
damit auf sich hat. Jean-Luc ließ sich die Dinge eben nicht aus der Hand
nehmen. Da muss ich nun wohl Abbitte tun, also bei Jean-Luc, nicht bei den
Bremern.
Wir hätten unser Wahlrecht genutzt |