Einige Leser werden sich schon fragen,
warum ich so lange nichts gepostet habe. Es liegt nicht an mangelndem
Einfallsreichtum – bei mir doch nicht – und auch nicht am fehlenden Fleiß. Ich
bereite mich auf harte Zeiten vor und sammele Kräfte, auch so rein seelisch
gesehen.
Und wenn sich nun wiederum jemand
fragt, ob wir denn einer Hungersnot entgegen gehen oder eine Seuche im Anmarsch
sei, so kann ich das aus meiner Sicht verneinen. Dennoch kommen jetzt wieder
die härtesten Wochen im Jahr auf uns zu. Weihnachten naht. Und die Menschen
machen es sich schwer. Ich höre das, wenn Caras Freundinnen sich unterhalten. Natürlich sagen sie: „In diesem Jahr machen wir uns keinen Stress.“
Doch im gleichen Atemzug heißt es aus demselben Mund: „Wenn ich nur wüsste, was
ich Onkel Klaus schenken soll! Der hat doch alles. Regale voller Bücher und
CDs. Und seit er nicht mehr trinkt und auch das Rauchen aufgegeben hat, gehen
mir die Rezepte aus.“
Rezepte ist dann das Stichwort für eine andere von
Caras Freundinnen. Gans oder nicht Gans, das ist die Frage,
die zu einer heftigen Diskussion Anlass gibt. Biggie ist sich da ganz sicher,
es kommt solch ein Vogel auf den Tisch, ganz traditionell, und aus deutschen
Landen. Sie hat neulich einen Bericht im Fernsehen gesehen, da haben die Tiere
das ganze Jahr über auf grünen Wiesen Auslauf. Bei denen bestellt sie sich das
Tier und das beruhigt ihr Gewissen.
Und zur Gewissensberuhigung muss
natürlich der Kirchgang eingeplant werden, schließlich lag das arme Jesulein in
einer Krippe im Stall und hatte kein warmes Bettchen. Da kann man doch nicht
anders, als ihm aus Mitleid einen Besuch abstatten.
Auch muss die Frage des
Tannenbaums geklärt werden, wie er denn in diesem Jahr geschmückt werden soll.
In unserem Keller stehen zwei große Kartons mit sehr unterschiedlichem Schmuck.
Und in jedem Jahr kauft Cara etwas Neues hinzu.
Er sieht alles - kritisch |
Nach diesen Gesprächen, die
bereits im November geführt werden, geht es dann im Dezember so richtig los. Neben
all dem Gehetze nach Geschenken durch die Stadt müssen die Menschen auf jeden Fall
auf den Weihnachtsmarkt, weil man das jedes Jahr so macht. Da müssen sie in Fett
Gebackenes essen, das ihnen Sodbrennen bereitet. Und runter mit dem heißen
Glühwein, auch wenn sie sonst nur edlen Roten von einem hochgelobten
französischen Château genießen.
Ich kann dann gar nichts mehr
genießen, nicht die leckeren Plätzchen und erst recht nicht die hell
erleuchtete Stadt, wobei ich ohnehin keine guten Erinnerungen an diese
Glitzerwelt habe. Das liegt - wie sich einige vielleicht erinnern - an meiner Herkunft und meiner ersten Begegnung mit
der Vorweihnachtszeit, die für mich hart endete.
Als ich Cara erzählte, was mich
bewegt, lachte sie nur. Das sei nun mal alle Jahre wieder so und sie habe es
viel härter, und zwar jetzt schon. Seit ein paar Wochen schläft sie nicht mehr
in ihrem Bett, ist geradezu aus ihrem Schlafzimmer geflohen. In der Nachbarwohnung
schreit jede Nacht ein Baby und will gar nicht mehr aufhören. So kommt Cara nicht
in den Schlaf oder wird mehrfach geräuschvoll geweckt. Also sagte sie sich entschlossen:
Bett und Matratze, ade! Sie hat eine Wolldecke im Wohnzimmer ausgebreitet.
Darauf liegt sie und hat nun ihre hart erkämpfte Ruhe. Doch so richtig
erfrischt und ausgeruht sieht sie am Morgen nicht aus. Ein Foto von ihr durfte
ich aber nicht machen und einstellen. Ja, so erlebt eben jeder anders harte Zeiten.