Freitag, 7. November 2014

Harte Zeiten kommen auf uns zu


Einige Leser werden sich schon fragen, warum ich so lange nichts gepostet habe. Es liegt nicht an mangelndem Einfallsreichtum – bei mir doch nicht – und auch nicht am fehlenden Fleiß. Ich bereite mich auf harte Zeiten vor und sammele Kräfte, auch so rein seelisch gesehen. 

Und wenn sich nun wiederum jemand fragt, ob wir denn einer Hungersnot entgegen gehen oder eine Seuche im Anmarsch sei, so kann ich das aus meiner Sicht verneinen. Dennoch kommen jetzt wieder die härtesten Wochen im Jahr auf uns zu. Weihnachten naht. Und die Menschen machen es sich schwer. Ich höre das, wenn Caras Freundinnen sich unterhalten. Natürlich sagen sie: „In diesem Jahr machen wir uns keinen Stress.“ Doch im gleichen Atemzug heißt es aus demselben Mund: „Wenn ich nur wüsste, was ich Onkel Klaus schenken soll! Der hat doch alles. Regale voller Bücher und CDs. Und seit er nicht mehr trinkt und auch das Rauchen aufgegeben hat, gehen mir die Rezepte aus.“ 

Rezepte ist dann das Stichwort für eine andere von Caras Freundinnen. Gans oder nicht Gans, das ist die Frage, die zu einer heftigen Diskussion Anlass gibt. Biggie ist sich da ganz sicher, es kommt solch ein Vogel auf den Tisch, ganz traditionell, und aus deutschen Landen. Sie hat neulich einen Bericht im Fernsehen gesehen, da haben die Tiere das ganze Jahr über auf grünen Wiesen Auslauf. Bei denen bestellt sie sich das Tier und das beruhigt ihr Gewissen. 

Und zur Gewissensberuhigung muss natürlich der Kirchgang eingeplant werden, schließlich lag das arme Jesulein in einer Krippe im Stall und hatte kein warmes Bettchen. Da kann man doch nicht anders, als ihm aus Mitleid einen Besuch abstatten. 

Auch muss die Frage des Tannenbaums geklärt werden, wie er denn in diesem Jahr geschmückt werden soll. In unserem Keller stehen zwei große Kartons mit sehr unterschiedlichem Schmuck. Und in jedem Jahr kauft Cara etwas Neues hinzu. 
Er sieht alles - kritisch

Nach diesen Gesprächen, die bereits im November geführt werden, geht es dann im Dezember so richtig los. Neben all dem Gehetze nach Geschenken durch die Stadt müssen die Menschen auf jeden Fall auf den Weihnachtsmarkt, weil man das  jedes Jahr so macht. Da müssen sie in Fett Gebackenes essen, das ihnen Sodbrennen bereitet. Und runter mit dem heißen Glühwein, auch wenn sie sonst nur edlen Roten von einem hochgelobten französischen Château genießen. 
 
Ich kann dann gar nichts mehr genießen, nicht die leckeren Plätzchen und erst recht nicht die hell erleuchtete Stadt, wobei ich ohnehin keine guten Erinnerungen an diese Glitzerwelt habe. Das liegt - wie sich einige vielleicht erinnern - an meiner Herkunft und meiner ersten Begegnung mit der Vorweihnachtszeit, die für mich hart endete

Als ich Cara erzählte, was mich bewegt, lachte sie nur. Das sei nun mal alle Jahre wieder so und sie habe es viel härter, und zwar jetzt schon. Seit ein paar Wochen schläft sie nicht mehr in ihrem Bett, ist geradezu aus ihrem Schlafzimmer geflohen. In der Nachbarwohnung schreit jede Nacht ein Baby und will gar nicht mehr aufhören. So kommt Cara nicht in den Schlaf oder wird mehrfach geräuschvoll geweckt. Also sagte sie sich entschlossen: Bett und Matratze, ade! Sie hat eine Wolldecke im Wohnzimmer ausgebreitet. Darauf liegt sie und hat nun ihre hart erkämpfte Ruhe. Doch so richtig erfrischt und ausgeruht sieht sie am Morgen nicht aus. Ein Foto von ihr durfte ich aber nicht machen und einstellen. Ja, so erlebt eben jeder anders harte Zeiten.