Sonntag, 19. Januar 2014

Grünkohl und andere Absonderlichkeiten



Ein kritischer Blick auf die norddeutsche Küche

Cara ist jetzt häufig auf Reisen. Das klingt toll, ist aber nicht toll, jedenfalls nicht für mich. Sie lässt zwar immer genug zu essen für uns hier, aber nicht ihren Laptop. Also habe ich keine Chance zu bloggen. Das ärgert mich, so was zerstört meinen guten Ruf. 

Also bin ich mal schnell über denBalkon zu den Nachbarn. Doch auch Silvie hat es nicht gern, wenn jemand anderes an ihrem Rechner herumspielt, wie sie es nennt. Als Trostpflaster hat sie mich zum Essen eingeladen, bei sich zu Hause. Da habe ich mich gefreut, allerdings nicht lange. Der Spinat sah irgendwie komisch aus und ich habe den grünen Matsch wohl etwas zu lange auf dem Teller herumgeschoben. Jedenfalls grinste Robert breit und Silvie meinte: „Zottel, magst du keinen Grünkohl mit Pinkel?“ Ich dachte, ich hätte mich verhört. Grünkohl kannte ich noch nicht. Und eine Wurst namens Pinkel lässt ja wohl nichts Gutes über ihren Inhalt vermuten. Ich habe das jedenfalls nicht gegessen. Robert übrigens auch nicht. Mit triumphierender Miene ging er zum Gefrierschrank und holte eine Magnum-Pizza für uns heraus. Silvie ließ es sich dennoch schmecken. Ich konnte gar nicht hingucken. Und so verzogen Robert und ich uns ins Wohnzimmer und haben uns dort genüsslich über die Pizza hergemacht. Eines steht für mich jedenfalls fest, bei Caras nächsten Reise gehe ich zu meinem Freund Fritz, da gibt es Fisch, das ist was Reelles.  

Nun ist Cara wieder zu Hause und ich kann endlich bloggen. Ich habe ihr von meinem Ausflug zu Silvie und Robert erzählt und auch, was es da zu essen gab. Nun sollte man meinen, sie hätte vor Entsetzen die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Für sie war das aber alles ganz normal. Ihr einziger Kommentar: „In Hannover nennen wir es Braunkohl und wir essen nicht Pinkel dazu, sondern Bregenwurst.“ Also Wurst mit Hirn drin? Unter uns, ich ahne, was man sich in Hannover davon verspricht, doch ich habe meine Zweifel, dass es bei Cara geholfen hat.

Sonntag, 5. Januar 2014

Zottel ist wieder da und begrüßt seine Leser im neuen Jahr


Ich weiß gar nicht, wie ich es meinen Lesern sagen soll. Es ist mir peinlich, aber ich habe Weihnachten verschlafen. Den Weihnachtsbaum, das gute Essen, die Geschenke, die feierliche Atmosphäre, einfach alles habe ich verpennt.

Das kam so. Eines Abends hatten wir hier Stromausfall. Cara war nicht zu Hause und ich wusste nicht, wo sie eine Taschenlampe hat und die Kerzen waren auch nicht in Reichweite. Also habe ich mir eine kuschelige Decke genommen – ein bisschen so wie Linus  seine Schmusedecke – und habe geschlafen. Was soll man sonst auch machen, wenn es stockfinster ist?! Blöd war nur, dass sich mein Körper wohl gedacht hat, dass sei jetzt die bärige Gelegenheit, die uralten Instinkte zu mobilisieren und in den Ruhemodus zu schalten. Jedenfalls habe ich zwanzig Tage gepennt. Das muss man sich mal vorstellen, nichts um mich herum habe ich wahrgenommen, habe unter meiner Decke gelegen wie in einer Bärenhöhle. Und Cara hat mich auch nicht geweckt, sie ist einfach weggefahren und hat gedacht, ich wache schon von selbst wieder auf.

Hat ja auch geklappt, denn sonst könnte ich das hier nicht schreiben. Irgendwann hörte ich nämlich aus der Ferne immer wieder etwas explodieren. Richtig geraten, das war am Silvestertag. Um null Uhr war es dann mit dem Schlaf gänzlich vorbei und ich war wie dereinst Dornröschen mit einem Mal munter, nur dass ich nicht so lange geschlafen habe und mich auch niemand wachgeküsst hat. Jedenfalls bin ich sogleich ans Fenster gerannt und habe mir das tolle Feuerwerk angesehen. Das war so schön bunt und leuchtend, dass ich vom Schlafen nichts mehr wissen wollte. "Willkommen 2014!" habe ich voller Begeisterung gerufen.

Außerdem hörte ich aus der Küche Stimmen. Da habe ich mal vorsichtig um die Ecke geguckt. Cara saß dort mit ihren Freunden und feierte. Es gab Rosé-Champagner, denn der ist gerade modern. Und auf dem Tisch standen diese wunderbaren - nein, nicht etwa Berliner, denn die findet Cara vulgär -, sondern die extrem leckeren Petits Fours aus der Pâtisserie von Monsieur Toddier. Da habe ich mich nicht mehr versteckt gehalten. Mike sprang auch sogleich auf und sagte: "Mensch, Zottel, altes Haus, da bist du ja wieder" und steckte mir eine von den süßen Erdbeeren in den Mund. Man muss nämlich wissen, Cara sagt immer, dass Erdbeeren den feinen Geschmack von Champagner unterstreichen. Unter uns, diese Weisheit ist nicht von ihr, den Spruch hat sie aus dem Film Pretty Woman geklaut. Da im Hintergrund eine CD von Edith Piaf lief, erhoben alle immer wieder ihre Gläser und sangen laut mit "Je vois la vie en rose." Die Stimmung war also auf dem Höhepunkt.

Doch die überbordende Fröhlichkeit wurde mir zu viel. Ich brauchte noch etwas Ruhe. Da habe ich mich gemütlich auf mein grünes Kissen gesetzt und nachgedacht. Denn ich will zukünftig nicht wieder Weihnachten verschlafen. Das ist richtig ärgerlich, nicht nur wegen der verpassten Geschenke, sondern vor allem, weil sich mein Zwillingsbruder nun ständig über mich lustig macht und meint, ich sei alt geworden. Ich und alt, der spinnt wohl! Das lasse ich natürlich nicht auf mir sitzen. Ich habe nämlich eine Erklärung für meinen Erholungsschlaf gefunden. Es ist im letzten Jahr sehr viel passiert, erst der Abschied von Rapunzelchen, dann das Wiedersehen mit Heinrich und schließlich kamen Justin Biber und Baby-Lou zu uns. So viel Neues, das verkraftet ein sensibler Bär wie ich ich nicht einfach so. Da brauchte ich eben mal eine Auszeit. Doch nun bin ich wieder der Alte altbekannte Zottel, ausgeschlafen, unternehmungslustig und vor allem neugierig, was das neue Jahr Gutes und Schönes bringt.

Und liebe Leser, seid auch ihr neugierig auf 2014! Ich wünsche allen nur das Beste, denn ich liebe euch!