Heinrich wird vermisst |
Auch wenn ich Hape Kerkeling den
Erfolg mit seinem Buch gönne, ich kann es nicht mehr hören, alle sagen stets:
Ich bin dann mal weg. Dabei gehen sie gar nicht den Jakobsweg, sondern manchmal
nur Zigaretten kaufen. Heinrich dagegen hat gar nichts gesagt, aber weg war er trotzdem
und ich habe mir große Sorgen gemacht und mich gefragt, wohin er denn
verschwunden sei. Vielleicht hatte er Sehnsucht nach Jens bekommen und besuchte
ihn nun in München, wo er studiert. Jens ist nämlich der Junge, bei dem Heinrich
gewohnt hat und mit dem er groß geworden ist, oder umgekehrt. Und als Jens nun
zuhause ausgezogen und nach München gegangen ist, da haben seine Eltern wohl
gedacht, der Sohn ist erwachsen und der Teddy kann entsorgt werden. Ihn in
den Müll zu schmeißen, war ihnen aber dann doch zu grausam und darum haben sie ihn
aufs Mäuerchen gesetzt, wo ihn Uwe fand.
Also, Dienstag ging es mir ganz mies vor lauter Kummer. Da half es auch nicht, dass Cara mir ein riesiges Eis spendiert hat, Tartufo, meine Lieblingssorte. Es hat mir nicht geschmeckt, aber gesagt habe ich es ihr nicht, denn sie hat es ja gut gemeint. Um auf andere Gedanken zu kommen, habe ich den ganzen Abend vor dem Fernseher gesessen. Auf ARD lief erst „Tierärztin Dr. Mertens“, dann „Die Sachsenklinik“. Überall spielten sich furchtbare menschliche Dramen ab. Doch was war das alles gegen das bärige Drama, das ich erleben musste? Und das Schlimmste, ich wurde einfach nicht müde, obwohl Cara immer behauptet, fernsehen sei ein gutes Schlafmittel. Bei ihr hatte es auch gewirkt.
Da habe ich dann mal den Sender
gewechselt, vielleicht hat ja ZDF das ermüdendere Programm. Da war ich aber
falsch beraten. Als ich umschaltete, sprang Urban Priol munter herum. Also,
wenn ich den so sehe, dann denke ich immer, die Sendung trägt zu Recht den
Namen „Neues aus der Anstalt“. Doch dann habe ich genau hingesehen, also quasi immer
an Herrn Priol vorbei. Auf dem Empfangstresen, da saß ein Bär, der war Heinrich
sehr ähnlich (Bitte hier klicken und gucken!). Natürlich hätte es auch eine Täuschung sein können,
manchmal sieht man ja nur das, was man sehen will. Ich wurde mir immer sicherer,
es war Heinrich. An der leicht gebückten Haltung habe ich ihn erkannt. In der Maske hatten sie aber ganze Arbeit geleistet, sein Fell
nochmals aufgehellt und schön glatt geföhnt
oder – armer Heinrich! – glatt gegelt. Schnell habe ich Cara geweckt und sie war
auch der Überzeugung, das sei eindeutig Heinrich, kein Zweifel!
Mein Bruder im Fernsehen! Da
hatte ich zwei Gefühle, ach, in meiner Brust. Zum einen war ich sehr stolz auf
ihn, zum anderen fragte ich mich, warum nicht ich. Vielleicht sollte ich mich auch
mal bei einem Kabarettisten bewerben, beispielsweise bei Volker Pispers. Cara
aber meinte, der rockt seine Show lieber alleine. Sie hat ihn nämlich neulich
live erlebt und war begeistert, aber auch erstaunt, dass er so weit links steht. Das
wiederum hat mich gar nicht verblüfft. Hagen Rether sitzt auch immer ganz links
auf der Bühne an seinem Flügel. Ich glaube, den werde ich mal fragen, ob ich
nicht auf seinem schönen schwarzen Flügel Platz nehmen darf. Und wenn er dann wieder
behauptet: „Es interessiert uns nichts“, dann werde ich ihm aber mal aufzählen, was mich alles interessiert, und das ist nicht wenig. Da gibt es die Sprache der Pflanzen, mein Blog, Lachse angeln und auch essen, Freeclimbing, wie man ein Sudoku löst. Meine Leser wissen das längst von mir. Nur was sie noch nicht wissen, seit Mittwoch ist Heinrich wieder hier.
Heinrich ist wieder da |