Ich lese viel, auch Zeitung |
Wer denkt, ich säße den ganzen
Tag dösig in der Ecke, der irrt gewaltig. Ich lese, viel, manchmal auch
Zeitung, aber nicht solche Blättchen, die Manfred Krug BLÖD-Zeitung nennt. Ja,
alte Krimis gucke ich auch. Hätten meine Leser jetzt vielleicht nicht erwartet. Zottel ist eben immer für Überraschungen gut.
Doch zurück zum Thema Lesen. An
diesem Wochenende war ich kurz bei den Nachbarn Silvie und Robert. Robert teilt mit
mir nicht nur eine Pizza, wenn uns Silvie mal wieder Grünkohl vorsetzt, sondern auch seine Lieblingszeitung. Und
so fiel mir sogleich dieser Artikel ins Auge. Stofftiere, und besonders Teddys, sind
für Menschen wichtig, und das lebenslänglich. Ich habe das schon immer geahnt,
aber erst wenn eine wissenschaftliche Untersuchung vorliegt, ein Fotograf dies durch Bilder belegt oder ein wortgewandter Journalist darüber schreibt, kann man das
äußern, ohne gleich belächelt zu werden.
Wir sind Allrounder, wir trösten,
begleiten, sind immer da, bringen Glück und nehmen den Menschen die Angst. Und auch sehr wichtig, wir sind
beliebte Gesprächspartner, weil wir nicht widersprechen. Keine Widerworte zu
haben bedeutet natürlich nicht, dass wir uns keine Meinung über die Handlungen
unserer Menschen bilden. Ganz im Gegenteil, aber wir wissen eben, Reden ist
Silber, Schweigen ist Gold und handeln danach. Da kann sich so mancher
Homo sapiens eine Scheibe von abschneiden.
Wir sind duldsam, kommen auch mit
Handicaps klar, nur noch ein Bein oder nur noch ein Auge, obwohl man doch weiß,
mit einem zweiten sieht man besser. Und ganz schlimm, wenn das Fell immer
weniger wird, weil man so oft aus inniger Liebe oder tiefer Verzweiflung begrabbelt
wurde. Ja, auch abgewetztes Fell nehmen wir hin. Man stelle sich dagegen mal
die Menschen vor. Was für ein Jammertal sie durchschreiten, wenn bei ihnen die Haare dünner werden
oder gar ausfallen. Da wird in die Apotheke gerannt oder es gibt Hair-Extension
oder gar teure Transplantationen. Verweichlicht eben. Wir dagegen bleiben
tapfer und klagen nicht.
Wir sind ihnen aber auch viel wert,
und das drückt sich sogar in barer Münze aus. So war zu lesen, dass sich ein
gewitzter Hedgefonds-Manager eine
Teddy-Sammlung zugelegt hat, weil er wohl schon ahnte, dass es für ihn mal
einen Schwarzen Freitag im Leben geben könnte. Als dieser Freitag dann da war, wurde seine
Sammlung versteigert und er erhielt viel Geld. Glück gehabt, könnte man denken. Aber
ich will lieber nicht wissen, wie viele Tränen er geweint hat, als er sich von
seinen flauschigen Freunden hat trennen müssen. Denn auch Banker haben ein Herz,
manchmal jedenfalls. Wer so eng mit seinem Menschen zusammenlebt wie wir, der kennt
auch ihre schwachen Momente. Uns kann man nicht hinters Licht führen, auch
nicht durch cooles Auftreten mit gegelter Haarpracht und im Nadelstreifen-Dreiteiler, stets geschäftig das
iPhone ans Ohr gepresst. Das kann Teddys nicht beeindrucken,
denn wir wissen mehr.