Warten in der Abflughalle |
Wer meinen letzten Beitrag
aufmerksam gelesen hat, der weiß, dass mich meine Bildungsreise nach Marokko
geführt hat. Jedoch noch weiß niemand,
wie ich dorthin gelangt bin, ohne
einen Euro zu investieren.
Ich hatte zwei Beispiele, zum
einen Baby Lou, das ist der Bär, den mein Bruder auf seiner Frankreichreise getroffen hat und der von einem verwöhnten Bengel einfach im Gartenrestaurant
liegengelassen wurde. Dann erinnerte ich mich noch an die Geschichte von Thomas Müller, dem Teddybären der Wortmanns, der zur Vorweihnachtszeit, wenn die
Menschen im Kaufrausch sind, von seiner Familie vergessen wurde. So sagte ich mir, dass es wohl häufiger vorkomme, dass
Teddys einfach so vergessen werden und machte mir das zunutze.
Am Flughafen ist ja immer viel
los. Also stellte ich mich in die Abflughalle Ausland und schaute hilflos umher.
Ein Ehepaar wurde auf mich aufmerksam und fragte, ob ich jemanden suche. Das
war meine Sternstunde. „Ja, meine Familie ist weg“, jammerte ich. „Wir wollten
gemeinsam nach Marrakesch.“ Der Mann schlug vor, man solle mich ausrufen lassen.
Doch ich bin schließlich nicht auf den Kopf gefallen und entgegnete schnell: „Nein,
das ist sinnlos, die sind schon vor gut einer Stunde durch die Kontrolle und
das Flugzeug sollte vor 10 Minuten starten.“ Dann blickte ich traurig durch die
große Glasscheibe einer Maschine hinterher, die gerade abhob. Die Frau bekam
feuchte Augen und sagte: „Sei nicht traurig, du hast Glück, wir wollen auch
nach Marokko, zwar nicht nach Marrakesch, aber nach Essaouira. Wir
nehmen dich einfach mit und geben dich dann bei deiner Familie ab.“ Und um mir
Mut zu machen, fügte sie hinzu: „Na, die werden sich freuen, wenn sie dich wiederhaben,
was! Und stell dir vor, unser Flug geht auch
schon in einer Stunde.“
Von dieser Stadt, die mit einem E beginnt, hatte ich
noch nie gehört. Aber eigentlich war es mir egal. Hauptsache, ich kam mal raus
und lernte den Orient kennen. Der Mann
war leider etwas skeptischer und meinte: „Stop, nicht wieder so voreilig,
Susanne! Erst denken, dann handeln! Wie sollen wir ihn denn von dort zu seiner
Familie bekommen?“ Die Frau schien mir entspannter und auch wendiger im Kopf
und antwortete: „Aber Schatz, wir wollten doch ohnehin einen Wagen mieten und mal
ein wenig herumfahren. Dann geht unsere Tour eben nach Marrakesch.“ Doch er
ließ nicht locker und wandte sich an mich: „Weißt du denn überhaupt, in welchem
Hotel deine Familie wohnen wird?“ Oh, jetzt war mein gutes Gedächtnis gefragt.
Cara hatte mal von einem Riad erzählt, in dem sie vor vielen Jahren gewohnt hatte.
Und da der Name so ähnlich wie Nougat klang, hatte ich ihn mir glücklicherweise
gemerkt. „Riad Noga“, antwortete ich prompt. Jetzt war auch Schatz beruhigt und
hatte nichts mehr einzuwenden.
Ich ging also mit den beiden auf
Tour, zuerst in diese komische Stadt mit dem unaussprechlichen Namen und danach nach Marrakesch. So wurde ich
erneut ein blinder Passagier, was ich ja schon von meinem Flug mit der schönen Maria nach Ligurien kannte. Also krabbelte ich in das Handgepäck von Susanne
und wurde beim Durchleuchten der Tasche auch nicht entdeckt, weil die
Sicherheitsleute gerade heftig diskutierten, wer von ihnen denn zuerst in die
Pause dürfe. Das nenne ich dann mal Glück für Zottel.
Die unaussprechliche Stadt liegt
übrigens am Meer und hat gar nicht so viel vom Orient, wie ich erwartet hatte.
Da war ich schon ein bisschen enttäuscht. Dennoch habe ich dort was Besonderes
gekauft, ein Kästchen für meinen Lieblingsfüller und eine Dose, beides aus Thuja-Holz,
also von einem Lebensbaum. Na, wenn das kein gutes Omen ist!
Meine Mitbringsel aus Thuja-Holz |
Nachdem ich mit Susanne und
Schatz zwei Tage in der Stadt am Meer war, mieteten sie ein Auto und fuhren mit
mir Richtung Marrakesch. Unterwegs gab es viel zu sehen. Meine Leser werden es
mir kaum glauben und ich dachte zuerst auch, es sei eine Fata Morgana, aber ich
sah Ziegen auf Bäumen. Susanne erklärte, dass die Früchte für die Ziegen
leckeres Öl enthalten und deshalb machen sie sich die Mühe dieser Kletterpartie.
Susanne benutzt für ihre Haut auch Arganöl, verriet sie mir, allerdings kauft sie
das in einem Online-Shop und muss nicht auf die Bäume klettern. Die Zeit
verflog auf der Fahrt wie im Flug und schon waren wir in Marrakesch.
Mensch, war das eine Gewusel in
der Medina! So viele enge Gassen. Schatz guckte schon missmutig, was mir sehr
gelegen kam, denn ich wollte jetzt die beiden loswerden und sagte: „ Mit dem
Auto ist es doch etwas umständlich hier, fahrt ihr nur weiter, ich finde schon
den Weg.“ Susanne maulte etwas, denn sie wollte mich doch bei meiner Familie
abgeben und sehen, wie die sich vor lauter Wiedersehensfreude gar nicht mehr
einkriegt. Ich weiß, das war ein bisschen gemein von mir, sie abzuwimmeln, aber
ich habe sie ganz fest gedrückt, mich herzlich bedankt und dann gesehen, dass
ich in der Menge verschwand.
Wie es mir im Souk erging, habe
ich ja schon neulich berichtet, als ich über die rote Lampe schrieb, die zu
Hause gar nicht so gut ankam. Meine Rückreise erfolgte übrigens mit einem
ähnlichen Trick wie bei Susanne und Schatz. Nur hieß das Paar Anne und Rolf.
Übrigens gibt es ein komisches
Phänomen, das mir ein bisschen Angst macht. Ich wage fast nicht, darüber zu schreiben, da meine Leser denken könnten, ich sei nicht ganz richtig im Kopf. Und ist der Ruf erst einmal ruiniert.... Also, wenn ich auf unseren Balkon blicke, sehe ich natürlich die wundervolle rote Zauberlampe, die von Cara leider so verschmäht wurde.
Manchmal aber wandelt sich die Lampe, nimmt eine andere Gestalt an, die mich seltsamerweise an Fräulein Rottenmeier erinnert.
Die traumhafte Zauberlampe |
Manchmal aber wandelt sich die Lampe, nimmt eine andere Gestalt an, die mich seltsamerweise an Fräulein Rottenmeier erinnert.
Ich sehe Fräulein Rottenmeier |
Als ich das neulich meinem Bruder anvertraute, meinte er
nur, das hätte ich mir selbst zuzuschreiben. Wer den Leuten so frech wie ich
einen Bären aufbindet, der muss sich nicht wundern, wenn er hinter jeder
Pflanze eine strenge Gouvernante vermutet.
Unter uns, ich glaube, er liegt
falsch mit seiner Theorie. Es muss einen anderen Grund geben. Mein Bruder ist schlicht nur neidisch, dass ich diese schöne
Reise gemacht habe, und das ganz für lau.