Mit dieser Headline habe
ich meine Leser aber ganz schön an der Nase herumgeführt. Lernt man ja, wenn
man sich im Blätterwald ein bisschen umsieht. Nein, ich will nicht nach Ascot
zum Pferderennen und zu den wohl behüteten Damen. Und ich will schon gar nicht
mein mühsam erspartes Geld verwetten, indem ich auf einen Zossen wie Rosinante
oder Champollion setze.
Ich will nach Krefeld, in
die Samt- und Seidenstadt. Hat es jetzt klick gemacht? Immer noch nicht? Dann
helfe ich mal ein bisschen nach. Ich bin es leid, ewig Fliege zu tragen und das
Schottenmuster ist völlig out. Mit einem Wort, ich will mir eine
Seidenkrawatte bei der Firma Ascot kaufen. Dabei kann ich mir gleich mal
das Unternehmen ansehen. Ist bestimmt interessant. Übrigens auch Barrack Obama trägt Krawatten von Ascot. Und das weiß ja nun jedes Kind, wir Bären fühlen uns den amerikanischen Präsidenten besonders verbunden. Ich sage nur Teddy Roosevelt.
Als ich Cara von
meinem Plan erzählte, hat sie gelacht. Das fand ich ein bisschen frech. Natürlich weiß ich,
dass man auch in ein Kaufhaus gehen und sich dort eine Krawatte kaufen kann.
Aber für mich gilt die Devise: An der Quelle saß der Knabe. Direkt ins Werk und
da hat man dann die beste Beratung und die größte Auswahl. Außerdem will ich meinem Freund Fritz eine hübsche
Seidenkrawatte mitbringen, vielleicht mit einem Angler drauf oder mit Fischen.
Und für meinen Freund Robert eine mit Musikinstrumenten, vielleicht mit einer
Trompete oder Geige. Er ist Sänger und Musik ist nun mal seine Leidenschaft.
Aber ein Sänger auf der Krawatte wäre kein gelungenes Motiv, finde ich. Wenn der
den Mund aufreißt, sieht das aus wie "Der Schrei" von Munch. Und wer will so was
schon auf seiner Krawatte haben?
Cara habe ich dann mit
einem ganz einfachen Trick herumbekommen, dass sie irgendwann mit mir nach Krefeld fährt. Ihre Freundin Roswitha wohnt nämlich
dort. Als Kinder haben sich die beiden supertoll verstanden und immer Cowboy und
Indianer gespielt. Cara war der Cowboy und hatte somit die schlechteren
Karten, wenn sie an den Marterpfahl gebunden wurde. Doch das hat ihrer
Freundschaft keinen Abbruch getan. Erst als ein Mann dazwischen funkte, war es
aus mit dem Zusammenhocken. So ist es ja immer bei den Frauen, wegen der Männer
geht alles kaputt. Und so war es auch hier. Roswithas Vater wollte nämlich nach
Krefeld zurück. Er war dort geboren und aufgewachsen und hatte nun Heimweh. Das muss man
sich mal vorstellen, ein erwachsener Mann hat Heimweh. Na ja, irgendwann kam
der Umzugswagen und Roswitha war weg. Nach vielen Jahren haben sich die beiden Mädchen wiedergesehen
und alles war wie früher, nur dass sie nicht mehr Cowboy und Indianer gespielt
haben.
Wir waren auch schon mal
in Krefeld bei Roswitha zu Besuch. Ist aber schon etwas länger her. Es war
Frühsommer und schönes sonniges Wetter, als wir ankamen. Da habe ich natürlich
nicht an einen Krawattenkauf gedacht. Da wollte ich in den Zoo oder zum Hülser
Berg. Als ich jedoch am folgenden Morgen aufwachte, brauchte ich gar nicht die
Augen aufzumachen, ich konnte hören, wie es in Strömen regnete. Es rauschte in
einer Tour. So ein Mist, unsere schönen
Ausflugspläne für die Tonne, in diesem Fall die Regentonne. Plötzlich kam
Roswitha in mein Zimmer und sagte: „Zottel, willste noch wat liejen bleiben
oder kommste nach vorne? Isch bin schon am lecker Frühstück Machen.“ Ja, in
Krefeld spricht man etwas anders, ein bisschen so wie Horst Lichter, der Koch
mit dem interessanten Schnauzbart. Auf jeden Fall sind die Leute in Krefeld
sehr fleißig, immer am Tun und am Machen. Und alles ist lecker, auch wenn man
es nicht essen kann. Als wir später mit Cara in einer Boutique waren, sagte die
Verkäuferin: „Schaun Se mal, dat is doch en lecker Jäckschen.“ Also appetitlich sah die Jacke nicht aus und von einem kleinen Kleidungsstück keine Spur, Cara hätte
das Ding mühelos als Zelt nutzen können. Sie hat sie dann auch nicht
gekauft.
Doch ich schweife ab. Auf
Roswithas Frage, ob ich denn noch schlafen wolle, habe ich ihr gesagt: „Bei dem
Sauwetter, da bleibe ich den ganzen Tag im Bett, es regnet wie aus Kübeln, hört
man doch.“ Da fing Roswitha an zu lachen und kriegte sich gar nicht mehr ein.
Als sie wieder zu Atem kam, zog sie die Jalousien auf und mir schien die pralle
Sonne ins Gesicht. „Zottel, wat da am Rauschen is, dat is die Weberei auf der anderen Straßenseite, da sind die Schiffschen wie verrückt am Hin- und Herflitzen.“ Hätte nur noch gefehlt, dass sie lecker Schiffchen gesagt hätte.
Ich bekam jedenfalls schnell beste Zottellaune und freute mich auf den Ausflug
in den Zoo. Und zum Schluss haben sich die beiden Frauen noch ein lecker
Bierchen getrunken und ich bekam ein Eis.